Neues Zugriffsverfahren fuer Endgeraete im Offline-Betrieb PC-Host-Connectivity via ISDN spart dem TUEV Rheinland Kosten

15.04.1994

KOELN (gh) - Dialogbetrieb mit Hilfe von ISDN: So manchem DV- Experten alter Schule stehen bei diesem Gedanken noch immer die Haare zu Berge. Nicht so beim TUEV Rheinland, wo es mit Hilfe des digitalen Telekom-Netzes und einer modifizierten Router-Software gelang, die dialogorientierte Kommunikation zahlreicher Aussenstellen mit der Koelner Zentrale wirtschaftlicher zu gestalten.

Eigentlich lief beim TUEV-Rheinland in Sachen Datenkommunikation auch schon vorher alles in geordneten Bahnen. Die Endgeraete (meist nicht mehr als ein bis zwei PCs) der einzelnen in Nordrhein- Westfalen und Rheinland-Pfalz verstreuten Pruefstellen waren ueber Datex-P an die Zentrale in Koeln angebunden. Gleiches gilt fuer eine Reihe anderer TUEV-Organisationen, die im Rahmen eines Fahrzeugdaten-Informationssystems Zugriff auf den zentralen ES/9000-Host ihrer Koelner Partner haben. Problem bei dieser Konfiguration waren allerdings nach Angaben von Eckhard Weber, Konzernbereichsleiter DV/Org. beim TUEV Rheinland, die hohen Anschaltgebuehren (zwischen 200 und 400 Mark monatlich pro Anschluss) - Kosten, die ihn "seit ewigen Zeiten" gestoert haben. Hinzu kam, dass auf Applikationsebene im Prinzip lediglich ein Terminaltransfer moeglich war.

Short-Hold-Modus fuer kostenguenstigen Zugriff

Daher suchte man Weber zufolge im Kontakt mit mehreren PC-Host- Connectivity-Anbietern, die sich auf ISDN spezialisiert haben, nach Moeglichkeiten, einen "vernuenftigen Short-Hold-Modus" zu realisieren. Dieser ist, so Weber, dann gegeben, "wenn die jeweilige Leitung erst aktiviert wird, wenn am Endgeraet die Enter- Taste gedrueckt wird". Anders formuliert: Es war eine Loesung gefragt, die einen moeglichst kostenguenstigen Zugriff auf den Koelner Grossrechner sowie den dort vorhandenen zentralen Netware- Servern ermoeglicht - fuer Endgeraete, die sonst ueberwiegend im Offline-Betrieb arbeiten.

Das Problem der Koelner Netzplaner konnte letztlich eine modifizierte Multiprotokoll-Router-Software loesen, die vom Berliner ISDN-Karten-Hersteller AVM und vom Duesseldorfer Consulting-Unternehmen Konzept & Loesung Gesellschaft fuer Computeranwendungen mbH entwickelt beziehungsweise initiiert wurde. Das Programm simuliert - auf einem AVM-Multiprotokoll- Router implementiert - dem Host gegenueber ein Vorhandensein entsprechender Clients; das heisst, alle ankommenden Pakete werden vom Router abgefangen und beantwortet, ohne dass hierzu die jeweilige Leitung hochgefahren wird. Das Polling zwischen dem Host und einem SAA-Gateway laesst sich also Host-seitig emulieren. Dieser, wenn man so will, aktive Filter wurde von den AVM- Entwicklern geschrieben und von Konzept & Loesung in mehreren TUEV- Pruefstellen getestet. Zur grossen Zufriedenheit von DV- Bereichsleiter Weber, der allein aufgrund des Testlaufes mit drei ausgesuchten Pruefstellen eine Kosteneinsparung von 10000 Mark jaehrlich pro Niederlassung hochrechnet. Insgesamt kalkuliert man bei den Koelner Kfz-Pruefern mit einer jaehrlichen Reduktion der Kommunikationskosten in einer Groessenordnung von 100 000 Mark.

Geplant ist dabei laut Weber die Umstellung auf ISDN-Betrieb ueberall dort, wo "das Dialogaufkommen mit den zentralen Servern oder zum Host relativ gering ist"; ein Szenario, das Weber zufolge in den naechsten ein bis zwei Jahren mehr als 100 Niederlassungen des TUEV Rheinlands betreffen koennte. Lediglich die Pruefstellen, die in der Kommunikation mit der Koelner Zentrale "sehr aktiv" sind und wo sich ISDN aufgrund der Entfernung und des Zeittaktes nicht rechnet, sollen weiter auf Datex-P-Basis arbeiten.