Die Würfel sind gefallen

Neuer Index startet

18.05.2001
MÜNCHEN (CW) - Der Beschluss des Vorstandes der Deutschen Börse über die Neubesetzung der Aktienindizes bringt wenig Veränderung. An Brisanz gewann die Entscheidung jedoch wegen vermeintlicher Insidergeschäfte einiger an den Entscheidungen beteiligten Banken.

Zum 18. Juni werden die nun beschlossenen Veränderungen im MDAX, SDAX und Nemax 50 in Kraft treten. Während im DAX vorerst alles beim Alten bleibt, räumt der Bauriese Philip Holzmann seinen Platz für die Deutsche Börse AG. Für die Schwergewichte am Neuen Markt wird es ebenfalls nur eine Veränderung geben: Das Softwarehaus SER Systeme verlässt den Nemax 50 zu Gunsten von Umweltkontor Renewable Energy.

Staatsanwaltschaft ermitteltEntscheidendes Gremium für die Auswahl ist zum einen der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse, der sich aus elf Experten von Banken und Versicherungen sowie der Deutschen Börse zusammensetzt. Zu dem erlauchten Kreis, der sich rund sechs Wochen vor Inkrafttreten der Entscheidung zusammensetzt, gehören Vertreter von Allianz, BHF-Bank, BNP, Commerzbank, Deutsche Bank, DG-Bank, Dresdner Bank, Hypo-Vereinsbank, UBS Warburg und der West-LB. Das Gremium empfiehlt bestimmte Werte, offiziell liegt das letzte Wort bei der Deutschen Börse AG. Diese folgte allerdings in der Vergangenheit immer dem Rat des Arbeitskreises.

Dass der Zirkel ausgerechnet jetzt ins Kreuzfeuer der Kritik gerät, wirft nicht gerade ein vorteilhaftes Licht auf das Gremium. Die Geldhäuser werden verbotener Insidergeschäfte mit Aktien des Finanzdienstleisters MLP verdächtigt. Zwar wird offiziell gegen unbekannt ermittelt, doch Mitte April durchsuchte die Mannheimer Staatsanwaltschaft Büros der DG-Bank, der BHF-Bank, der Deutschen Börse sowie der Heidelberger Volksbank. Grund: Das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel und die Staatsanwaltschaft hatten im August vergangenen Jahres auffällige Kursbewegungen der MLP-Aktie festgestellt. Sie vermuten nun, dass Insider, die von der Entscheidung wussten, dass das Geldinstitut nicht in den Dax aufgenommen werden soll, ihr Wissen für Aktiengeschäfte ausgenutzt hatten. Dennoch hält die Deutsche Börse an dem Gremium fest.

Spannend wird die Entscheidung über den Auf- und Abstieg einer Aktie unter anderem auch dadurch, dass die Deutsche Börse - anders als andere Indexanbieter - neben quantititativen Kriterien auch qualitative Argumente berücksichtigt. Zu den harten Faktoren zählen die Marktkapitalisierung eines Unternehmens (Anzahl der Aktien multipliziert mit dem Aktienkurs) sowie die Höhe des Börsenumsatzes der Papiere. Konkret bedeutet dies, dass ein Unternehmen, das in einen Index aufgenommen werden will, zu den 35 (DAX), 60 (Nemax), beziehungsweise 110 (MDAX) größten Unternehmen in den Bereichen Marktkapitalisierung und Börsenumsatz gehören muss.

Dabei handelt es sich allerdings um Kann- und nicht um Muss-Bestimmungen. Dem Gremium obliegt es, auch anhand "weicher" Kriterien wie Branchenrepräsentativität oder Kontinuität des Indizes zu entscheiden.

Das Gewicht dieser Kriterien dürfte beispielsweise der Grund sein, warum der für die Aufnahme in den Nemax 50 hochgehandelte Wert Articon-Integralis nun doch nicht zum Zug kam. Der Spezialist für IT-Security im Internet konnte sich seit Juni vergangenen Jahres auf Rang 41 bei der Börsenbewertung hocharbeiten, das Umsatzvolumen erreichte im März Rang 59 und erfüllte damit die quantitativen Kriterien für die Indexaufnahme. Dass das Unternehmen schließlich doch nicht in den Index aufstieg, führen Insider lediglich darauf zurück, dass der Internet-Sektor im Nemax bereits überrepräsentiert ist.