Noch 40 Prozent mit Blei und Radierer:

Neue Techniken prägen Bürogesellschaft

31.08.1984

MÜNCHEN (lo) - Nur 15 Prozent aller deutschen Erwerbstätigen im Büro arbeiten mit Computern oder computerähnlichen Maschinen. Für mehr als die Hälfte sind immer noch Bleistift und Schreibmaschine das Hauptarbeitsmittel. Dennoch setzte die Automatisierung bereits unumstößliche Markierungen bei der Entwicklung der Berufsbilder, für den Einsatz von Arbeitsmitteln und für das Qualifikationsniveau des Schreibtischarbeiters.

Vor allem eine Ausweitung und Differenzierung bei Berufen im kaufmännischen Bereich brachten die vergangenen 20 Jahre. Die Zahl der Berufsbenennungen stieg hier von 466 im Jahr 1960 auf 903 in 1980. Bei Büroberufen mit überwiegender Infrastrukturtätigkeit, in Schreib- und Rechenzentren der Betriebe und Verwaltungen etwa, verdreifachten sich die Klassifizierungen fast. Diese neue Aufsplittung brachte eine rapide Zunahme der Beschäftigtenzahl in der rasch wachsenden Datenverarbeitung mit sich.

In der Vergangenheit wurde allgemein angenommen, daß der Automatisierungsgrad des Bürobereichs weit hinter dem der industriellen Fertigung zurückbleiben werde. Derzeit erreicht die Automatisierung im Bürobereich mit vorwiegender Infrastrukturtätigkeit jedoch schon 45 Prozent, Mitte bis Ende der 80er Jahre zeichnen sich Werte ab, die denen in der Industriefertigung mit 75 Prozent ähneln.

Die Auswirkungen eines unsicheren Arbeitsmarktes lassen sich auch bei den Büroberufen beobachten. Gerade die in den letzten Jahren stark ausgeweiteten Aufgabenbereiche der Büroarbeit gelten als unmittelbar betroffen. Jedoch tritt die Arbeitslosigkeit in den Büroberufen geringer in Erscheinung als bei den übrigen Beschäftigten. Im September 1983 etwa lag sie bei 5,4 Prozent - alle Sparten von Büroberufen eingerechnet - im Vergleich zu 8,6 Prozent aller Erwerbspersonen. Doch das Risiko der Arbeitslosigkeit in einigen Bereichen der Büroberufe vor allem bei den Infrastrukturtätigkeiten, steigt. Bereichsübergreifende gleichartige Tätigkeiten werden immer häufiger durch technische Einrichtungen wie Computer ersetzt. Einher geht eine zunehmende Rationalisierung, die traditionelle Abgrenzungen der Berufe und Aufgabengebiete aufhebt. In der gestiegenen Zahl "neuer Berufe" ist eine Tendenz zu einer ausgeprägten Spezialisierung abzulesen.