Amerikanische Unternehmen setzen große Hoffnungen in SAA und OS2:

Neue PS/2-Rechner lassen US Manager kalt

09.06.1989

FRAMINGHAM (IDG) - Eher unbeeindruckt waren US-Anwender von den letzten Ankündigungen der IBM im PS/2-Umfeld. Andererseits setzen viele US-DV-Leiter große Hoffnungen in das vor zwei Wochen vorgestellte SAA-System Officevision (siehe CW Nr.22, Seite 1).

Die beiden neuen PS/2-Rechner Modell 55, basierend auf dem Intel-Chip 80386SX und das Modell P70, ein transportfähiger 80386er Rechner, konnten die US-amerikanischen DV-Leiter nicht überzeugen. Dazu kam auch noch der Umstand, daß IBM-Vertreter mittlerweile zugeben, daß das neue Betriebssystem OS/2 bisher nicht so recht von den Anwendern angenommen wurde. Zumindest in den USA will Big Blue durch eine Rabatt-Aktion jetzt verlorene Marktanteile zurückerobern. Kunden, die bestimmte OS/2-Produkte - sowohl von IBM als auch von Third-Party-Anbietern - bis zum Jahresende kaufen, sollen erhebliche Preisnachlässe bekommen. Eine Aktion, die IBM nach Meinung von Branchenkennern Millionen Dollar kosten wird.

Ganz anders wurde Officevision aufgenommen. Hier sehen viele der amerikanischen DV-Leiter einen wichtigen Schritt in Richtung Standardisierung. Officevision und OS/2 zeigten ganz klar den Weg zur Lösung seiner Kommunikationsprobleme, meinte Dave Freeber, Assistant Vice President und Director of Data Processing bei dem Kaufhauskonzern Sears Roebuck. Mit Officevision sehe er erstmals, welche strategische Bedeutung OS/2 und SAA in seinem Unternehmen bald haben werden. Auch Vertreter anderer Unternehmen sehen in der Kombination von SAA und OS/2 die Zukunft für ihre Belange.

Marktexperten gaben aber zu bedenken, daß Officevision und OS/2 sich erst dann auf breiter Front durchsetzen werden, wenn die Unternehmen über die nötige Hardware verfügen. Und das bedeutet teure 80386-Rechner mit enorm großem Arbeitsspeicher. Und noch verfügen die wenigsten Großanwender über solche Systeme oder planen gar die Anschaffung. Nach einer Umfrage unserer US-Schwesterzeitschrift "Computerworld" wird in den meisten Unternehmen nicht einmal an eine Anschaffung von Systemen mit dem 80386SX als Einstieg in die 386er Welt gedacht.

Auch aus diesem Grund wurden die neuen PS/2-Rechner wohl etwas reserviert aufgenommen. Vertreter von Versicherungen und Unternehmen der Finanzbranche, die IBM mit dem transportierbaren Modell P70 ansprechen will, zeigten wenig Bereitschaft, diesen Rechner anzuschaffen: "Unsere Vertreter müssen da schon eine Menge verkaufen, bis wir die 8000 Dollar wieder hereinbekommen", meinte der DV-Leiter einer US-Versicherung. Andere sehen keinen Grund, einen transportablen Rechner zu kaufen, der nicht einmal mit Batterien betrieben werden kann. Außerdem benötigten Außendienst-Mitarbeiter keinen solchen leistungsfähigen 80386er-Prozessor, wenn sie unterwegs sind.