Neue Produkte auf einer Siemens-Hausmesse und der Drupa '95 Hochleistungs-Printer machen Druckereien den Markt streitig Von Anne Christina Remus*

09.06.1995

Rund 1600 Aussteller empfingen ueber 400000 Besucher auf der Drupa '95 vom 5. bis zum 18. Mai in Duesseldorf. Die Hersteller von Hochleistungsdruckern konkurrieren zunehmend mit den Produktionsdruckereien.

Auf dem Markt fuer Hochleistungsdrucker winkt nur noch in Teilbereichen ein Neugeschaeft, weitgehend findet ein Verdraengungswettbewerb statt. Die Anwender profitieren von der scharfen Konkurrenz: Sie koennen unternehmenseinheitliche Loesungen verlangen, die sich durch hohe Druckgeschwindigkeit und

-qualitaet (zum Beispiel Mehrfarbigkeit), einfache Bedienung sowie Kompatibilitaet mit der bestehenden DV auszeichnen.

Diese Marktlage bedingte es, dass sich Anbieter von Hochleistungsdruckern (mehr als 60 Seiten pro Minute) wie IBM und Nipson Printing Systems GmbH, eine Tochtergesellschaft der franzoesischen Groupe Bull, zum ersten Mal auch auf der Drupa '95 praesentierten. Bei Endlosdruckern hat sich IBM als ernstzunehmender Konkurrent fuer den Marktfuehrer Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) entwickelt, zusaetzlich zum Newcomer Nipson. Ruhiger geworden ist es um die Anbieter Comparex und Delphax.

Der Drupa '95 ging drei Tage zuvor eine SNI-Hausmesse in Poing bei Muenchen voraus. Ausser den Hochleistungsdruckern von SNI wurden Vor- und Nachbearbeitungsgeraete von 16 weiteren Anbietern praesentiert. Im Zentrum stand dabei unter anderem die zur CeBIT '95 angekuendigte "Pagestream"-Endlosdruckerfamilie mit den zwei Modellen "350" und "470", die jetzt in einer Twin-Version (zwei hintereinandergeschaltete Drucker) gezeigt wurden. Eines der Geraete gibt 350 beziehungsweise 470 Seiten pro Minute aus, im Duplexbetrieb sind es im selben Zeitraum bis zu 570 Seiten, wenn zwei DIN-A4-Seiten nebeneinander zu Papier gebracht werden (Two- up-Druck).

Zwei Druckerfarben sind moeglich - aber teuer

Die Drucksysteme "2090" und "2140" koennen in einer Twin-Version mit einer Zusatzfarbe (vorerst nur Rot oder Blau) ausgestattet werden. Dabei druckt der erste Printer in Schwarz und der zweite in der jeweiligen anderen Farbe. Die Kosten dafuer sind allerdings vergleichsweise hoch. Der Vollfarbdruck werde sich erst Ende der 90er Jahre zu akzeptablen Kosten machen lassen, erklaerte Hartmut Kochniss, Leiter Marketing des Geschaeftsbereiches Hochleistungsdrucker bei SNI: "Bei Endlos-Printern setzt sich gerade der Duplexdruck durch, da so Papier eingespart werden kann. Die Papierpreise und das Porto sind in den letzten Jahren explodiert."

Fuer die Ueberwachung des Produktionsablaufs in Druckzentren kuendigte SNI die Software "Siedocs" (Siemens Device and Document Output Control System) an. Siedocs steht im Wettbewerb zu der Ende letzten Jahres avisierten "LMO"-Loesung (Large Mailing Operation), die IBM zusammen mit anderen Anbietern erarbeitet hat. Siedocs und LMO sind offene, netzwerkbasierte Loesungen. Wie auf der Hausmesse zu hoeren war, moechte SNI die Siedocs-Systeme kompatibel mit LMO machen.

Die IBM-Abteilung Drucksysteme zeigte ihre Produkte auf der Drupa '95 erstmals auf einem eigenen Stand. Einen neuen Standard fuer hochqualitativen Vollfarbausdruck in der IT-Industrie hatte sich IBM zum Ziel gesetzt. Helfen soll dabei ein Produkt aus der Kooperation zwischen IBM und dem belgischen Farbtechnologie- Spezialisten Xeikon. Der in Duesseldorf praesentierte Prototyp eines Vollfarbdruckers schafft bis zu 70 einseitige beziehungsweise 35 doppelseitige Vollfarbseiten pro Minute in LED-Drucktechnologie mit einer Aufloesung von 600 dpi. In einem Druckvorgang lassen sich 64 Graustufen und alle Farben zu Papier bringen. Laut IBM sollen damit Auflagen bis zu 3000 Exemplaren wirtschaftlich produziert werden koennen. "Zusammen mit der Farbtechnologie von Xeikon werden wir unseren Kunden in naher Zukunft Druckloesungen bieten, mit denen sie kleine Serien einer Broschuere in einer Qualitaet drucken, wie sie bisher nur im Offset-Bereich ausgefuehrt werden konnte. Und das zu einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhaeltnis", warb Detlef Eick, Leiter des IBM-Geschaeftsbereichs Drucksysteme.

Wie SNI konnte auch IBM die erste Version eines Druckers mit Zusatzfarbe vorfuehren. Ausserdem wurde der Anfang des Jahres angekuendigte Endlosdrucker "IBM 3900" gezeigt, der eine Geschwindigkeit von bis zu 436 Seiten pro Minute im Two-up-Druck mit zwei hintereinandergeschalteten Geraeten erreicht. Die Druckaufloesung wurde inzwischen auf 600 dpi gesteigert.

Fuer individuelle Gross-Druckauftraege ist das neue Drucksystem "7000" von Nipson Printing Systems geeignet. Das mit der Magnetografie-Drucktechnik arbeitende System schafft bis zu 400 Seiten in der Minute und maximal sechs Millionen Seiten pro Monat. Endlospapier wird in einem Durchgang mit einem Druckwerk (Single- Engine-Duplex) von beiden Seiten bedruckt.

Das Drucksystem "7000 SED" stellte Nipson zusammen mit der Anwendung "Varybook" vor. Diese Komplettloesung ermoeglicht in der Stunde die Ausgabe von bis zu 100 Buechern mit einer Staerke von 300 Seiten. Die Produktionskosten sollen bei Auflagenhoehen bis zu 2500 Exemplaren drei- bis fuenfmal niedriger liegen als bei einem traditionellen Druck. "Unsere Staerke ist es, Papier in akzeptabler Qualitaet und zu minimalen Kosten zu bedrucken. Dabei sind wir kein blosser Lieferant von Kisten, sondern ein Anbieter von Komplettloesungen", definiert Geschaeftsfuehrer Frank Thewihsen die Positionierung von Nipson.

Rank Xerox, der Marktfuehrer bei Einzelblattdruckern, hatte auf der CeBIT '95 den Laserprinter "Xerox 4635" angekuendigt, der 135 Seiten pro Minute zu Papier bringt. Das Geraet bewaeltigt ein monatliches Druckvolumen von bis zu vier Millionen Seiten bei einer Aufloesung von maximal 600 dpi. Fuer Kunden, die das Vorgaengermodell "4135" einsetzen, wird ein Upgrade angeboten.

Fuer lose Blaetter liefert Xerox Zweifarbdrucker

Farbe ist bei Rank Xerox schon laenger ein Thema. Unter anderem wurde die Farbauswahl fuer den 90-Seiten-Einzelblattdrucker "Xerox 4890" um zusaetzlicheNuancen erweitert. Pro Arbeitsgang kann mit einer Zusatzfarbe gedruckt werden. Besonders fuer die Herstellung individueller Dokumente, die in einer Auflage von einem oder wenigen Exemplaren gedruckt werden, ist der Einzelblatt- Produktionsdrucker "Docuprint 390 HC" von Rank Xerox ausgelegt. Gedruckt werden Schwarz und eine Zusatzfarbe mit bis zu 92 Seiten pro Minute bei einer Aufloesung von 300 dpi.

* Anne-Christina Remus betreibt eine Marketing-Agentur in Kuddewoerde bei Hamburg