Neue Prinzipien der Datensicherung und Datenübertragungs-Ablaufsteuerung:IBM-Anpassung für Datex-P mit PAD-Support

15.05.1981

STUTTGART (pi) - Im März 1980 hat die IBM den Anschluß von IBM-Produkten an den paketvermittelten Datexdienst (Datex-P) zum Vertrieb freigegeben. Für die Service-Nutzung braucht der Anwender, falls er mit IBM arbeitet, einige zusätzliche Hard- und Software-Komponenten. IBM Deutschland beschreibt die Funktionen.

Erforderlich für Datex-P sind die Produkte:

- Programm-RPQ 5799-BAK mit der Bezeichnung "Datex-P-Programm-Anpassung" für die DFV-Steuereinheit 3705-II (Modelle EXX bis LXX) mit ACF/NCP;

- die selbständige, mikroprozessorgesteuerte Anpassungseinheit 5973 Modell L02 in zwei Versionen, einmal als Front-End-Version, zum Beispiel für die integrierten DFV-Anschlüsse der 4331 und 8100, und die Terminal-Version für die meisten SNA-Datenstationen und Subsysteme.

Die Einführung von Datex-P hat im August 1980 mit einem zwölfmonatigen Probebetrieb begonnen. Während des Probebetriebs werden keine Grund- und Datex-P-Verbindungsgebühren erhoben.

Parallelbetrieb möglich

Mit dem paketvermittelten Datex-P-Service bietet die Deutsche Bundespost ein neues Datenübertragungs-Konzept beziehungsweise Datentransport-System für Datenfernverarbeitung an. Die Kunden haben die Möglichkeit, entsprechend den Erfordernissen für die Datenübermittlung den günstigsten Service aus dem Bundespost-Angebot zu wählen. Parallelbetrieb von Datex-P, Datex-L, HfD und öffentlichem Fernsprechnetz sind möglich.

Unter den verschiedenen technischen Systemen, mit denen Daten "vermittelt" werden können, wird die Paketvermittlung als eines der Mittel angesehen, Datennetze zu betreiben. Dabei wird nicht mehr eine Drahtverbindung zwischen sendender und empfangender Station vorausgesetzt, worauf sich sogenannte leitungsvermittelte Netze stützen, vielmehr wird von virtuellen Verbindungen gesprochen. Bei diesen Verbindungen unterscheidet man zwischen "festen virtuellen Verbindungen" oder "gewählten virtuellen Verbindungen". Eine feste virtuelle Verbindung ist der herkömmlichen Standleitung konzeptionell gleichzusetzen. Eine gewählte virtuelle Verbindung entspricht dem herkömmlichen Wählleitungs-Konzept. Wie die Bezeichnung "virtuelle Verbindung" zum Ausdruck bringt, handelt es sich hierbei nicht um physikalisch verfügbare Leitungen, die während der Verbindung zwischen zwei Punkten die Datenkommunikation übernehmen, sondern um temporär benutzte Verbindungswege, um den Datentransport zwischen zwei Endpunkten zu bewerkstelligen. Aus der Sicht des Benutzers jedoch erscheinen diese Verbindungen als ständig verfügbar.

Neue Prinzipien vorausgesetzt

Die eindeutige Verständigung zwischen zwei Endbenutzern für die Kommunikation über ein Datenübermittlungs-System ist einer Reihe von Vereinbarungen unterworfen. Die Paketvermittlung setzt, da die Datenübertragung zwischen zwei Punkten nicht mehr über ständig verfügbare Leitungen erfolgt, neue Prinzipien der Datensicherung und der Datenübertragungs-Ablaufsteuerung voraus.

Diese Steuerungsmethoden und Datensicherungsverfahren wurden vom CCITT zu einigen Protokollen und Empfehlungen zusammengefaßt. Das Datex-P-Netzwerk der Deutschen Bundespost basiert auf der "CCITT X.25 LAP B"-Empfehlung.

Gebühren nach Segmenten

Der Hauptnutzen von Datex-P liegt in der Gebührenstruktur, da diese entfernungsunabhängig ist und im wesentlichen vom Volumen der Daten abhängt.

Für die Berechnung der Datenvolumen-Gebühr werden sogenannte Datensegmente als Berechnungsbasis herangezogen. Ein Segment besteht aus 64 Zeichen des Datenfeldes eines Datex-P-Pakets. Ein Datex-P-Paket mit 128 Zeichen kann zwei anrechenbare Segmente beinhalten.

Das Polling der SNA-Datenstationen führt die Terminal-Version der 5973-L02 selbständig durch, so daß hierfür keine kostenpflichtigen Segmente anfallen.

Ein paketvermitteltes Date bietet die Möglichkeit, Informationen zwischen Teilnehmern mit paketorientierten Datenstationen beziehungsweise Datenverarbeitungsanlagen auszutauschen.

Um auch Datenendeinrichtungen bisheriger Bauart, also Geräte dem Start/Stop- oder Synchronverfahren, den Zugriff zu ermöglichen, die DBP Anpassungsfunktionen in ihrem Netz vor. Zunächst bieten sich hier (für Sart/Stop-Geräte) die CCITT-Empfehlungen X.3/X.28/X.29 an. Diese Empfehlungen beschreiben sogenannte PAD (Packet Assembly/Disassembly Facility) sowie die Verbindung Datenstation/PAD und Verarbeitungsrechner/PAD. Diese Normen ermöglichen Start/Stop-Geräten den Anschluß an X.25-Netze. Auch für synchrone Datenendeinrichtungen will die DBP Anschlußmöglichkeiten an Datex-P vorsehen.

Der Programm-RPQ für die DFV-Steuereinheit IBM 3705-II ist als Erweiterung des Netzwerk-Steuerprogramms ACF/NCP/VS anzusehen. Er unterstützt die Datenkommunikation mit IBM-SNA/SDLC-Datenstationen und Subsystemen über permanente virtuelle oder gewählte virtuelle Verbindungen über das Datex-P-Netzwerk.

Im einzelnen unterstützt und steuert der Programm-RPQ:

- die Paketierung von SDLC/SNA-Protokollen in "Datex-P X.25/HDLC LAB B"-Protokolle und umgekehrt nach Datenflußrichtung;

- die Datenkommunikation und der Datenfluß zwischen den DFV-Zugriffsmethoden und dem Datex-P-Netzwerk beziehungsweise mit der über das Netzwerk angeschlossenen SNA-Datenstationen;

- eine automatische Segmentierung von größeren Datenblöcken in entsprechende Formate für die Datex-P-Pakete und umgekehrt;

- ein eigenes Paket-Folgenummern-System mit Modulo 128;

- die Gebührenübernahme bei ankommendem Ruf;

- die Behandlung geschlossener Benutzergruppen und gerichtete Sende- beziehungsweise Empfangskanäle.

Der Programm-RPQ enthält die Unterstützung für maximal 486 virtuelle Verbindungen zum Datex-P-Netz, die entweder als feste virtuelle oder gewählte virtuelle Verbindungen benutzt werden können. Da nicht immer alle virtuellen Kanäle gleichzeitig aktiv sind, können über einen physikalischen Duplex-Hauptanschluß zur selben Zeit mehrere logische virtuelle Verbindungen gesteuert werden. Das Datex-P-Netz der Deutschen Bundespost ist ein speichervermittelndes Netzwerk. Die Datenübertragungs-Geschwindigkeit des Senders und Empfängers kann unterschiedlich sein.

Die Geschwindigkeits-Transformation wird aufgrund der Zwischenspeicherung in den Netzwerkknoten ermöglicht.

Die Datenkommunikation zwischen der DFV-Steuereinheit 3705-II und dem Datex-P-Netzwerk erfolgt mit einer bitsynchronen HDLC-Prozedur mit Geschwindigkeiten von 2400 bis 9600 bps über CCITT X.21- bis V24-Schnittstelle.

Der PRPQ unterstützt nicht

- entfernt installierte Steuereinheiten 3705;

- die SNA-Cross-Domain-Verbindungen über das Datex-P-Netzwerk mit einer anderen Steuereinheit 3705-II oder einer Datex-P-Front-End-Anpassungseinheit 5973 Modell L02.

Eine ACF-Cross-Domain-Funktion ist parallel zum Datex-P-Anschluß über Standleitung möglich.

Das Datex-P-Programm 5799-BAK bietet auch die Möglichkeit, mit Nicht-SNA-Datenstationen, die Informationen als X.25-Pakete senden, zu kommunizieren. Durch Simulation einer SNA (PU Type 1, 3767) wird aus Sicht des Host-Rechners* (*Network Adressable Unit) diese Datex-P-Datenstation bezüglich des SNA-Protokolls wie eine IBM 3767 gesehen. Die Verbindung zweier IBM-Rechner ist ebenfalls auf diese Art möglich. Näheres ist in der Broschüre "Implementierung der Datex-P-Schnittstelle im SNA-Netz", Abschnitt "Native Mode" (siehe unter "Literatur") zu finden.

Speicherbedarf mindestens 32 KB

Für den Einsatz des Programm-RPQ ist zusätzlich zu dem Netzwerk-Steuerprogramm ACF/NCP/VS ein Speicherbedarf von mindestens 32 KBytes vorzusehen. Für die Datenkommunikation über den Hauptanschluß des Datex-P-Netzwerks müssen je nach gewünschter Geschwindigkeit und beabsichtigter Mehrfachausnutzung des physikalischen Datenpfades 1 D Duplex-Leitungsanschlüsse (Nr. 4714) vorgesehen werden.

Verbindungsmöglichkeiten siehe "Datex-P-Verbindungstabelle" in Abbildung 2.

PAD-Support

Für das Programm PRPQ 5799-BAK wurde die zusätzliche Funktion "Unterstützung von PAD-Funktionen" angekündigt.

Mit dieser Erweiterung des PRPQ können Anwendungsprogramme in einer SNA-Host auch mit Datenstationen kommunizieren, die über eine "Packet Assembly/Disassembly" Schnittstelle Zugang zum Datex-P-Netz der DBP haben.

Hierbei sind zwei Betriebsweisen möglich:

A)Benutzung des "Built-in"-PAD-Support des PRPQ

Diese Betriebsweise unterstützt zeichenorientierte Datenstationen des Typs TWX 33/35 (oder hiermit kompatible Geräte), die im Start/Stop-Modus über eine X.28-Schnittstelle im Code "Internationales Alphabet Nr. 5" unter Benutzung des Start-Stop-PADs der DBP zu Anwendungsprogrammen im SNA-Host (etwa 3031) Verbindung haben.

Der "Built-in"-PAD-Support führt hierbei das X.29-Protokoll zum PAD durch.

Die Datenstationen erscheinen hier den Anwendungsprogrammen (TSO, CICS, VSPC) wie TTY-Terminals, die über die Network Terminal Option (NTO) (Programm-Nummer 5735-XX7) an die SNA-Host angeschlossen sind.

B)Benutzung des "transparenten" PAD-Support des PRPQ

In dieser Betriebsweise ist ein vom Benutzer zu erstellendes Anwendungs-Programm in der SNA-Host für die Kommunikation mit dem entsprechenden PAD der DBP unter Einhaltung des von der DBP spezifizierten speziellen Protokolls verantwortlich, zum Beispiel IBM 3270.

Der "transparente" PAD-Support des PRPQ übernimmt hierbei nur das Senden/Empfangen von Paketen zum/vom PAD der DBP.

Die Einhaltung des Protokolls mit dem PAD kann nicht durch IBM-Subsysteme wie IMS, CICS, TSO erfolgen.

In beiden Betriebsweisen werden nur gewählte virtuelle Verbindungen (Switched Virtual Circuits) über den PAD unterstützt.

Diese neuen Funktionen sind in der Version 2 des PRPQ 5799-BAK enthalten (siehe Abbildung 1).

Bei der Anpassungseinheit IBM 5973-L02 sind je nach Einsatz unterschiedliche Versionen erforderlich, die bei der Bestellung durch verschiedene Ausrüstungsschlüssel angegeben werden.

Die 5973-L02 Front-End-Version ist für den Anschluß an das Datex-P-Netz von einer 4331 mit ACF/VTAME und DFV-Anschluß in 8100, /34, /38 erforderlich, wenn diese Host-Systeme sind.

Verbindungsmöglichkeiten siehe "Datex-P-Verbindungstabelle" (Abbildung 2).

Es werden unterstützt

- bis zu vier permanente virtuelle Verbindungen und deren gleichzeitiger Betrieb in einer Art Mehrpunktverbindung oder

- maximal eine gewählte virtuelle Verbindung. Die Wahl wird manuell durch den Benutzer mittels Tastatur der 5973-L02 vorgenommen;

- Gebührenübernahme bei ankommendem Ruf;

- die Steuerung geschlossener Benutzergruppen.

Der Anschluß an Datex-P erfolgt mit 2400 bis 9600 Bit/S. über die X.21- bis V24-Schnittstelle.

Die IBM 5973-L02-Terminal-Version erlaubt den Anschluß von SNA-Datenstationen und SNA-Kommunikationssystemen (siehe "Datex-P-Verbindungstabelle" - Abbildung 2).

Die Datenkommunikation zwischen einer IBM-SNA/SDLC-Datenstation oder einem SNA/SDLC-Subsystem und dem Datex-P-Netzwerk erfolgt über eine permanente virtuelle oder über eine gewählte virtuelle Verbindung. Die Wahl erfolgt manuell mittels Tastatur der 5973-L02.

Der Anschluß an Datex-P erfolgt mit 2400 bis 9600 Bit/S. über die X.21- bis V24-Schnittstelle.

Literatur:

- Einführung des paketvermittelten Datexdienstes, herausgegeben vom FTZ Darmstadt, Referat für Dateidienste, Postfach 5000, 6100 Darmstadt. Datex-P-Handbuch, herausgegeben vom FTZ Darmstadt, Adresse wie oben, Schutzgebühr 20,-Mark (inkl. Update von 4/80).

- Implementierung der Datex-P-Schnittstelle im SNA-Netz IBM Form GC12-1462.

- Produkt-Information IBM-Anschluß an Datex-P.