Social Media

Netzwerken im Auftrag des Unternehmens

05.11.2013
Von 
Silvia Hänig ist Kommunikationsberaterin und Geschäftsführerin der iKOM in München.
Ob Entwickler oder Manager: Viele Festangestellte positionieren sich über ihr Wissen in sozialen Netzwerken. Ihre Arbeitgeber sind oft nur Zaungäste, die tolerieren, aber nicht fördern - eine verschenkte Chance für das Employer Branding.

Das ist der Alptraum vieler Arbeitgeber: Der erste Eindruck über das eigene Betriebsklima entstammt oft Kommentaren von unzufriedenen Mitarbeitern in einschlägigen Portalen und Foren. Spätestens dann sollte jedem Unternehmenslenker klar sein, dass die Mitarbeiter die Fäden in der Hand haben, wenn es um die Beurteilung des Arbeitsklimas, des Home-Office-Konzepts oder der Führungspraxis geht. Ungeachtet der Arbeitgeberbewertungen bringt die Vernetzung fähiger Mitarbeiter mit der Fachwelt noch eine andere Facette mit sich: das "Personal Branding". Darunter versteht man den Aufbau von Experten als Markenbotschafter im Kundenmarkt des Unternehmens - aber eben unter persönlicher Flagge. Firmen, die so etwas umsetzen, kennen den Wert, der für sie durch die persönlichen Netzwerke der Mitarbeiter entsteht.

Persönliche Netzwerke von Mitarbeitern können für viele Unternehmen von Vorteil sein. Oder zum Alptraum werden...
Persönliche Netzwerke von Mitarbeitern können für viele Unternehmen von Vorteil sein. Oder zum Alptraum werden...
Foto: Ben Chams - Fotolia.com

Angst vor Konkurrenz

Eine von ihnen ist das internationale Software- und Beratungshaus Zühlke. "Die Expertenförderung ist ein Thema der Mitarbeitergespräche zwischen dem Abteilungsleiter und seinem Angestellten", erläutert Jörg Dirbach, Chief Knowledge Officer, selbst Profi für Wissensarbeit. Seiner Erfahrung nach geht die Rechnung für den Arbeitgeber auf: "Ich betreibe unter eigenem Namen einen Themenblog, halte zum Thema Wissensarbeit spezielle Vorträge oder tausche mich mit Gleichgesinnten aus."

Dennoch treibt viele Firmen die Sorge, solche Experten durch ihre öffentlichen Aktivitäten an die Konkurrenz zu verlieren. Wie sich die Vorstellungen vom Vernetzen über die Unternehmensgrenzen hinweg zwischen Chef und Fachkraft unterscheiden, hat der Personaldienstleister Hays gemeinsam mit den Analysten von PAC im Studienprojekt "Wissensarbeiter und Unternehmen im Spannungsfeld" untersucht.

Demnach bekundet nur ein Drittel aller befragten Führungskräfte, die thematische Vernetzung ihrer Experten sei auch jenseits der Unternehmensgrenzen wichtig. Bei den Wissensarbeitern selbst sind dagegen 50 Prozent der Meinung, dass diese Vernetzung wichtig für ihre Arbeit ist. Führungskräfte lehnen sich indes zurück und überlassen diese Aktivitäten den Mitarbeitern: Rund 65 Prozent von ihnen sehen die Investition in Kompetenzen und die fachliche Weiterentwicklung als Sache der Mitarbeiter an.

Die Wissensarbeiter verstehen unter einer Unterstützung ihrer Profilierung für die Unternehmenszwecke nach außen jedoch weitaus mehr. 50 Prozent von ihnen wollen ihr Wissen über Netzwerke ständig weiterentwickeln, um es produktiv für den Arbeitgeber einsetzen zu können. Bei diesen Bemühungen sieht sich aber nur jeder vierte Befragte wirksam gefördert.

Wenn sich ein Entwickler mit seinem Fachwissen extern positioniert, dann meist auf eigene Faust und ohne Hilfe des Arbeitgebers. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass viele Firmen noch nicht begriffen haben, wie stark ihr Erfolg von der externen Wirkkraft ihres Mitarbeiter-Engagements abhängt. Wissensträger gehören zu den Akteuren, die öffentlich eine hohe Glaubwürdigkeit besitzen", kommentiert Andreas Stiehler, Principal Analyst bei PAC.

Mitarbeiter = Imageträger

Dem Zühlke-Management ist klar, dass die hauseigenen Experten durch ihre Präsenz in den sozialen Medien die eigene Marke viel glaubwürdiger "aufladen", als es dem Unternehmen durch klassische Vermarktung jemals möglich wäre. Heute arbeiten bei Zühlke 70 Experten jeden Tag auch am Personal Branding.