Netware-Features im Detail

26.09.2001

In der Version 6 hat Novell sein Netzwerk-Betriebssystem Netware in allen wesentlichen Funktionsbereichen überarbeitet. Zu den Neuerungen, die sowohl Administratoren als auch Endbenutzern ins Auge stechen, gehören die Netzservices "Ifolder" und "Iprint".

Mit Ifolder liefert Novell einen Dienst, der Anwendern ein Arbeiten mit ihren Daten ermöglichen soll, ohne auf einen bestimmten PC angewiesen zu sein. Vielmehr können sie laut Hersteller mit Ifolder von jedem Internet-fähigen Endgerät sicher auf ihre Informationen und Dateien zugreifen. Hierzu speichert Ifolder die aktuellen Versionen der Daten auf einem zentralen Server sowie dem gerade verwendeten Client. Durch diese zweigleisige Vorgehensweise kann der Benutzer, so Novell, auch ohne Netzverbindug mit den Daten arbeiten. Besteht dann später eine Verbindung zum Server, gleicht der Netzdienst die Daten automatisch ab.

Zur sicheren Identifizierung der Anwender nutzt Ifolder das Novell E-Directory oder jeden anderen LDAP3-kompatiblen Verzeichnisdienst. Die parallele Speicherung der Daten auf Endgeräte und Server birgt jedoch auch eine Gefahr: Löscht ein Kollege auf einem Abteilungs-Notebook die Daten eines anderen Mitarbeiters, werden sie bei einer neuen Netzverbindung auf dem Server ebenfalls automatisch gelöscht. Ein Problem, das auch Novell erkannt hat, doch verweist man hier als Lösung lediglich auf die Undo-Funktion, mit der ein Benutzer die gelöschten Dateien wieder reaktivieren kann.

Eine weitere Neuheit von der die Endbenutzer direkt profitieren ist Iprint. Mit Hilfe dieses Services sind die Anwender in der Lage, via Internet von überall auf jedem Netzdrucker ihre Dokumente auszudrucken. Die häufig nicht ganz triviale Auswahl der passenden Druckertreiber und ihre Konfiguration entfällt dabei. Der Benutzer muss lediglich über einen Internet-Browser den gewünschten Drucker auswählen und den Druckauftrag starten. Alles weitere erledigt Iprint im Hintergrund. Eine intelligente Implementierung des Dienstes könnte etwa so aussehen, dass der Benutzer über den Browser einen Etagenplan erhält, auf dem die Position der Drucker eingezeichnet ist und er diese zur Benutzung nur anklicken muss.

Insgesamt setzt Novell bei Netware 6 sehr stark auf Web-Dienste. So ermöglicht das integrierte "Netware Web Access" neben dem Zugriff auf die Datei- und Druck-Services ebenso den Zugang zu den E-Mail-Diensten eines Unternehmensnetzes via Internet und Web-Browser. Um hierbei die Sicherheit zu gewährleisten, sind laut Novell weder ein zusätzlicher Client noch ein Virtual Private Network (VPN) erforderlich, da die sichere Authentifizierung über das Novell E-Directory erfolgt.

Nur bedingt werden die Endbenutzer dagegen eine andere Neuerung von Netware 6 wahrnehmen: Novell hat die Dateidienste seiner Software komplett überarbeitet, so dass auf den Arbeitsplatzrechnern keine Novell-Client-Software mehr installiert werden muss, um auf die Netware-Server zuzugreifen. Über das "Native File Access Pack" erfolgt nun der Zugriff Internet-basiert oder über andere standardmäßig in das Client-Betriebssystem integrierte Protokolle wie CIFS, NFS oder AFP.

Die Nutzung der Speicherressourcen im Netz steuern die integrierten "Novell Storage Services" (NSS). Dabei unterstützen die NSS eine unbegrenzte Anzahl von Volumes, die jeweils bis zu acht Terabyte umfassen können. Die einzelnen Volumes sind nicht mehr an bestimmte Festplatten mit begrenztem Speicherplatz gebunden, sondern können den benötigten Speicherbedarf aus einem Speicherpool im Netz beziehen. Zur Erhöhung der Datensicherheit beinhaltet NSS zudem Funktionen wie Disk Mirroring sowie RAID 0. Ferner unterstützt Netware 6 nun von Haus aus Storage Area Networks (SANs).

Zur Erhöhung der Ausfallsichheit und für eine bessere Skalierbarkeit wird Netware 6 nun mit den "Novell Cluster Services" sowie einem integrierten Zwei-Knoten-Cluster ausgeliefert. Ein Ausbau auf ein Cluster mit 32 Knoten ist möglich. Um dabei die Leistungsfähigkeit der einzelnen Server zu erhöhen, ist Netware zudem Multiprozessor-fähig: Pro Server können bis zu 32 Prozessoren verwendet werden.

Kräftig nachgebessert haben die Netzwerker auch in Sachen Administration. Nachdem die erst vor zwei Jahren eingeführte Java-basierte Console One bei den Administratoren nur bedingt auf Gegenliebe stieß, kann das Management der Server nun via Web-Browser mit Hilfe der "Novell Portal Services" erfolgen.