Neue Produkte wecken Hoffnung auf starkes zweites Halbjahr

Netscape macht Verluste und hofft auf heißen Herbst

01.08.1997

Wird der hierfür entstandene Aufwand von insgesamt 52,6 Millionen Dollar nicht berücksichtigt, kann Netscape einen Nettogewinn von 8,8 Millionen Dollar oder zehn Cent pro Aktie ausweisen. Das sind 52 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 1996. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal sogar um 80 Prozent auf 135,2 Millionen Dollar - im entsprechenden Vorjahresabschnitt waren 75 Millionen Dollar eingenommen worden.

Da Netscape eine lange und schwierige Phase der Produktentwicklung erfolgreich abgeschlossen hat, beurteilen viele Finanzexperten die Perspektiven des Unternehmens positiv. Allerdings gibt es auch Skeptiker, etwa die Analysten von Merrill Lynch, die davon ausgehen, daß die Internet-Softwerker mittelfristig der starken Konkurrenz durch Microsoft und IBM Tribut zollen müssen. Nach einer langen Entwicklungsphase ist Netscape jetzt auf Vermarktungserfolge angewiesen. Nachdem der Browser "Communicator" fertiggestellt wurde, soll im laufenden Quartal die Standard-Ausführung des "Suitespot Servers 3.1" herauskommen. Das Server-Bundle enthält den "Enterprise Server Pro", den "Calendar Server 3.0", den "Messaging Server", den "Collabra Server" und den "Directory Server". Die für den professionellen Markt vorgesehene Professional Edition einschließlich Proxy Server erscheint voraussichtlich im letzten Quartal des laufenden Geschäftsjahres. Bereits im nächsten Monat wird der Push-Dienst "Netcaster" erwartet.

Um die Entscheidungsprozesse möglichst kurz zu halten, hat President und Chief Executive Officer (CEO) Jim Barksdale ein Führungsgremium gebildet, in dem vor allem Mitbegründer Marc Andreessen eine wichtige Rolle zukommt. Er steht nun allen vier Produktbereichen vor, deren verantwortliche General Managers direkt an ihn berichten. Mitglied des Komitees ist auch der bisher für das Marketing zuständige Mike Homer, der die soeben miteinander verschmolzenen Bereiche Sales und Services zusätzlich betreut. Noch unklar ist, ob der zuvor für Sales, Support und Services zuständige Todd Rulon-Miller angesichts seines Machtverlustes weiter im Unternehmen bleiben wird.