Vage Äußerungen der Versandhäuser über Bildschirmtext:

Neckermann verlagert Btx-Aktivitäten

25.04.1986

FRANKFURT (sch) - Neue Akzente bei der Nutzung von Bildschirmtext im Bestellwesen setzt die Neckermann Versand AG. Das Frankfurter Unternehmen strebt eine weitgehende Verlagerung der Angebote vom Postrechner auf seinen externen Rechner an. Ein Rückzug aus der Btx-Kommunikationsschiene steht damit entgegen anderslautenden Pressemitteilungen derzeit nicht zur Debatte.

"Neckermann steigt nicht aus Bildschirmtext aus, sondern das Unternehmen wird vielleicht 50 oder 100 Seiten aus dem Postrechner herausnehmen", meint die in diesem Hause für Btx-Fragen zuständige Claudia Steffen. Abgezogen werden sollten der Bereich Verkaufsförderung und Angebotsseiten, die man wöchentlich aktualisieren müsse. Hier sei der Aufwand für die ständigen Modifikationen zu hoch. Insgesamt würde aber das Leistungsangebot für den Kunden wie bisher aufrechterhalten. Unzufriedenheit mit dem Medium Bildschirmtext schlug bei der Expertin für neue Medien nicht durch. Nach einem schleppenden Anfang entwickelte sich der Dienst jetzt vielversprechender. Genaue Zahlen über das Nutzungsverhalten lägen allerdings nicht vor, weil "der Postrechner ja keine Seitenabbuchungen mehr liefert ".

Etwas kritischer bewertet wird das Medium dagegen von dem gleichnamigen Direktor der Neckermann Versand AG, Gisbert Steffen. Nach Angaben des Fiba Reports vom März 1986, der von einem völligen Rückzug des Versandhauses aus dem öffentlichen Btx-System ausgeht, bemängelt der Firmenboß unter anderem die langen Bildaufbauzeiten und das unzulängliche Ordnungs- und Suchsystem bei Btx. Mit seinem Rückzug steht das Frankfurter Unternehmen - so das genannte Fachorgan weiter - nicht allein auf weiter Flur. Zu den Aussteigern gehöre auch die Tochtergesellschaft der Quelle-Gruppe Schöpflin. Auf Anfrage der COMPUTERWOCHE zu diesem Punkt hielt sich die Firma jedoch bedeckt. In Erfahrung zu bringen war lediglich, daß die übrigen Konzernteile Bildschirmtext als Bestellmedium sowohl auf einem externen als auch auf dem Postrechner fahren. Bei der Nutzung habe man einen insgesamt positiven Trend ausgemacht und die Umsätze seien leicht im Steigen begriffen.

Verhaltener Optimismus auch beim Otto Versand, dem dritten im Zusammenhang mit Btx-Bestellungen befragten Unternehmen. Trotz dieser Aussagen kann man jedoch nicht darüber hinwegsehen, daß die mit Btx erzielten Umsätze bisher insgesamt zu niedrig sind. Den Aussagen der Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels (BAG) aus Köln zufolge, konnten die sechs großen Versandhäuser Quelle, Otto Versand, Neckermann, Klingel, Schwab und Wenz über das Btx-System Bestelleingänge im Wert von insgesamt nur 14,5 Millionen Mark verbuchen. Die ge(...)gen Umsätze, aber auch die Akzeptanzzahlen ließen Bildschirmtext als einen Flop erscheinen. Eine Chance habe dieses Medium nur innerhalb geschlossener Benutzergruppen.