Nach Cray und DEC jetzt auch NEC und CDC

NEC-Superrechner sollen von Control Data vermarktet werden

24.01.1992

MÜNCHEN (zek) - Die japanische NEC Corp. will im Laufe der nächsten drei Wochen einen Vertriebsvertrag mit Control Data (CDC) schließen, der den Vertrieb der NEC-Supercomputerserie SX-3 durch CDC in Nordamerika und Europa vorsieht. Nach Angaben von NEC hofft man auf diese Weise, in den nächsten zwei bis drei Jahren zehn bis 20 Systeme durch Control Data absetzen zu können.

Ein ähnliches Kooperationsabkommen hat erst kürzlich Superrechner-Marktführer Cray mit Digital Equipment (DEC) getroffen. Während Cray diesen Schritt aber wegen des großen Erfolges seiner Y-MP-EL-Rechner machte (vgl. CW Nr. 3 vom 17. Januar 1991, Seite 6: "Crays kleine Number-Cruncher. . . ") sucht NEC nach einer Chance, endlich auch die eigenen Superrechner verstärkt außerhalb Japans zu vertreiben. Die Japaner verkauften ihre Systeme bislang in erster Linie über Berater eine Strategie, mit der man bei den potentiellen Kunden aber nicht viel erreichen konnte.

Als Partner lag Control Data nahe, ein Hersteller, der bis 1989 noch die eigene Supercomputerserie ETA baute und verkaufte. Für CDC-Anwender, die Supercomputer benötigten, hatte man Marketing-Abkommen mit Cray, Convex und anderen getroffen. Dazu kommt nun ein weiteres mit NEC. James Ousley, bei CDC President der Computer Group, betont deshalb auch, daß das Abkommen mit NEC keinen Richtungswechsel in der CDC-Strategie bedeute. Es handle sich nicht um ein Exklusiv-Abkommen, man werde den Anwendern nach Prüfung ihrer Rechenbedürfnisse den Supercomputer empfehlen, der am besten passe, sei er von Cray, Convex oder NEC.

Ein US-Partner wie CDC bedeutet für NEC letztlich eine Möglichkeit, in einen Markt vorzustoßen, den die US-Hersteller bisher unangefochten unter sich aufteilten. Bedenkt man einmal die zur Zeit angespannte Stimmung zwischen den USA und Japan in Sachen Außenhandel, könnten in den USA Ängste vor einer ähnlichen Entwicklung des Supercomputermarktes wie in der Automobilbranche die Folge sein. Solchen Ängsten versucht Ousley zu begegnen, indem er herausstellt, daß das Abkommen mit NEC ganz auf der Linie des Bestrebens der US-Regierung nach offenen Märkten liegt. Gerade in der Computerindustrie seien verstärkt internationale Partnerschaften nötig. Außerdem, so Ousley, sei es besser für die US-Wirtschaft, wenn das weltweite Marketing für die japanischen Rechner von einer US-Firma gemanagt werde, als von einer nicht-amerikanischen. NEC und CDC jedenfalls preisen den SX3-Supercomputer als ideale Maschine für Anwender in den Bereichen Luft- und Raumfahrtindustrie, Automobilbau und alle Arten von Simulation - das sind die klassischen Anwendungsfelder für Supercomputer.