Apple, DEC, Tandem und Wang waren gar nicht erst erschienen:

NCC '85 spiegelt Slowdown der Branche wider

26.07.1985

CHICAGO - Mit einem enthusiastischen "Willkommen zur größten und besten Computer-Show der Welt" begrüßte der Vorsitzende der National Computer Conference (NCC) am ersten Tag noch seine Gäste. "Mich reißt hier nichts vom Hocker", befand indes DV-Berater Robert L. Hogan. "Im letzten Jahr passierte zwar auch nichts", so der NCC-Beobachter, "aber jeder fand die NCC-Show irgendwie aufregend."

Einige Besucher vermißten Unternehmen wie Apple, Digital Equipment, Tandem oder Wang, die auf eine Teilnahme verzichtet hatten. Ein hartes Urteil fällten manche Beobachter über die Besucher der Show: "Schauen Sie sich doch einmal um - alles müde Krieger." Trotz des von offiziellen NCC-Stellen genannten Rekordes von 80 000 Besuchern am zweiten Tag lästerten die Aussteller über deren Zusammensetzung. Rund 70 Prozent der durch die Gänge wandelnden Leute seien ebenfalls Aussteller, die die Konkurrenz unter die Lupe nehmen würden.

Probleme neuer Technik

In seiner Eröffnungsrede hatte sich Bobby R. Inman, Ex-Admiral und Chef eines texanischen Mikroelektronik-Unternehmens, intensiv mit den Auswirkungen der neuen Techniken auseinandergesetzt. Inman wollte in seiner Rede die Tatsache nicht beschönigen, daß der Einsatz neuer Techniken den Verlust von Arbeitsplätzen bedeute. Er verwies jedoch auf Untersuchungsergebnisse aus Japan und den USA, nach denen 500 000 durch Automatisierungsprozesse wegrationalisierten Arbeitsplätzen 700 000 bis 800 000 neue im Dienstleistungssektor gegenüberstünden. Es sei ein Ausbildungsproblem, hierfür qualifizierte Arbeitskräfte heranzuziehen und zu verhindern, daß die durch Automatisierung arbeitslos gewordenen Menschen dies auf Dauer bleiben würden.

Ein anderer Punkt in Inmans grundsätzlichem Referat betraf die Planungsgewohnheiten von US-Managern. "Ich bin froh", so der Admiral im Ruhestand, "einmal Hunderte von Verantwortlichen der amerikanischen DV-Branche hier eine Stunde lang über langfristige Perspektiven nachdenken lassen zu können." Unfähigkeit zur langfristigen Planung sei ein chronisches Problem der US-Industrie.

Auf der diesjährigen NCC in Chicago stellten insgesamt 600 Unternehmen auf rund 47 000 Quadratmetern ihre Produkte aus. Davon waren 181 Anbieter zum ersten Mal auf einer Ausstellung; rund 60 Prozent dieser Start-Up-Companies würden laut Inman auf keiner weiteren mehr erscheinen.

Aus dem NCC-Allerlei ragten nur drei Produkte wirklich heraus: Eine "Hardcard" von der Firma Plus für den IBM-PCR die "Bernoulli-Box" von Iomega, ebenfalls für den IBM-PC sowie für Apples Macintosh; schließlich die beliebig beschreibbare optische Platte von Verbatim (siehe CW 28, Seite 3). Die Hardcard ist eine auf einer Platine montierte 10-MB-Platte, die in einen Steckplatz des IBM-PC eingeschoben und dann wie eine normale Festplatte vom Rechner angesprochen wird.

Mit der Bernoulli-Box bekommt der Anwender ein Subsystem, das auf der Basis einer 8-Zoll-Floppy, die in einer stabilen austauschbaren Plastikkassette untergebracht ist, eine Speicherkapazität von 10 MB je Laufwerk (zwei sind vorhanden) bietet.

Die optische Platte von Verbatim schließlich, die erst gegen Ende 1987 lieferbar sein wird, stellt 100 MB Speicherkapazität auf einer 3,5-Zoll-Platte zur Verfügung.

Andere interessante Produkte, die auf der NCC angekündigt oder zum ersten Mal gezeigt wurden, sind beispielsweise der 98K-Minicomputer von Pyramid Technology, ein weiteres Mitglied der Risc-Systeme (Reduced Instruction Set Computer), der Multiprozessor-Supermini "Multimax" der Encore Computer Corp. sowie der IP-1-Mini von der International Parallel Machine Inc.