NatSemi-Prozessor soll Minis schrecken

28.05.1982

NEW YORK (rs) - Die 32-Bit-Mikroprozessorfamilie 16 000, als Alternative zum 8086 von Intel und Motorolas 68 000 gedacht, hob National Semiconductor jetzt aus der Taufe. Zwar werten Fachleute die neuen Produkte als die derzeit besten auf dem Markt, doch sitzen die Hauptkonkurrenten bereits fest im Sattel.

Die Entwicklung der 16 000-Serie kostete National nach eigenen Angaben fünf Jahre Zeit und rund 38 Millionen Dollar. Damit erreichte das Unternehmen nach Ansicht von NatSemi-Anwender Herman Hauser, Chef des britischen Microcomputerhauses Acorn, einen Entwicklungsvorsprung von rund zwei Jahren gegenüber den Hauptkonkurrenten Intel und Motorola.

Andere Insider wie Tom Linden, President des Bostoner Softwareherstellers Translation, die seit September mit Mustern des neuen Prozessors arbeiten, halten das NatSemi-Produkt für erheblich leistungsfähiger als den 8086 von Intel beziehungsweise den 68 000 von Motorola. Um das Produkt in den Markt zu bringen, schloß National Semiconductor "partnerschaftliche" Abkommen mit dem Schlumberger Unternehmen Fairchild sowie dem Saint-Gobain-Ableger Eurotechnique.

Bei der Vorstellung der 16 000-Produkte präsentierte das Halbleiterunternehmen auch gleich eine Reihe von potentiellen Anwendern. So will Datapoint um die NatSemi-Familie eine neue Serie von Produkten für die Büroautomation entwickeln, die Ende '83 fertig sein soll; Applicon will einen CAD-Arbeitsplatz auf 16 000-Basis zu seiner erst kürzlich angekündigten 4000-Familie bringen; Digital Research schließlich plane die Entwicklung einer Multi-Tasting-Version ihres CP/M-Betriebssystems.

Gute Zeiten brechen laut Translation-Boß Tom Linden für Anwender von LSI-11- oder PDP-11/23-Systemen an. Sie könnten ihre Maschinen jetzt für rund 2000 Dollar mit Hilfe des Paketes "Plum/750" zur Leistungsfähigkeit einer VAX-11/750 hochrüsten. Doch auch IBM-4300-Anwender sollen nicht zu kurz kommen: Lindens Mannschaft bastelt an einem RPG-II-Compilert der DOS/ VSE-komptibel ist. "Dank virtueller Speichertechnik", so Linden, "lassen sich erstmals auch umfangreiche IBM-Programme auf einem Mikro abarbeiten."