Rote Zahlen im Softwaregeschaeft

Nach Kassensturz: Straessle setzt auf PPS und CAD/CAM

19.01.1996

Offenbar gibt es zwischen Ex-Geschaeftsfuehrer Dietrich und dem neuen Mann Vogel noch eine Rechnung zu begleichen. Mit juristischen Mitteln versuche Dietrich, Vogel von der Weitergabe bestimmter Informationen abzuhalten - das zumindest behauptet der neue Straessle-Mann. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, sieht Vogel derzeit tatsaechlich von der Veroeffentlichung von Unternehmenszahlen ab - allerdings nicht wegen der Intervention Dietrichs, sondern weil der alleinige Gesellschafter Christian Straube aus Liechtenstein darum gebeten habe.

Der Sanierungsplan von Vogel sieht unter anderem den "sozialvertraeglichen" Abbau von 90 der insgesamt 515 Arbeitsplaetze sowie die Konzentration der Verwaltung von bisher drei auf einen Standort, naemlich Stuttgart, vor. Straessle werde sich im Softwaregeschaeft auf den CAD/CAM-Bereich sowie Fertigungssteuerung und PPS konzentrieren. Die notwendigen Investitionen will Alleingesellschafter Straube durch entsprechende Kredite absichern.

Auf den Gebieten Archivierung, Personal-Management und Geografische Informationssysteme will die neue Geschaeftsleitung mit Partnern kooperieren. Ein Verkauf dieser Bereiche, die zusammen rund 20 Prozent des Umsatzes erwirtschaften, wird ebenfalls erwogen. Schon in wenigen Wochen sollen erste Vertraege unterzeichnet sein.

Schwarze Zahlen schreiben in der Straessle-Gruppe nur die Aktivitaeten ausserhalb des Softwaregeschaefts. Dazu zaehlen die Unternehmensberatung Dr. Koelle und Partner in Leonberg sowie die Straessle Datentechnik Leasing GmbH. Dagegen muss die Straessle Informationssysteme GmbH laut Vogel bereits seit zwei Jahren Verluste hinnehmen. Umsatzziele wurden nicht erreicht, ausserdem seien die Kosten viel zu hoch gewesen. Der neue Straessle-Chef will sie um 20 bis 30 Prozent senken.

Problematisch scheint die Besetzung der Chefetage zu sein: Kurz nachdem Dietrich das Unternehmen verlassen hatte, gingen auch Marketing- und Entwicklungsleiter Frank-Thilo Zimmermann und Finanzchef Gerhard Wendlik. Die beiden Mitglieder der Geschaeftsfuehrung folgten dem seit 22 Jahren in Straessle-Diensten stehenden Dietrich, der offenbar nicht einmal fuer einen Interims- Zeitraum mit Vogel zusammenarbeiten wollte.