Ende Juni noch tiefschwarze Zahlen geschrieben

Nach IBMs Repository-Rückzug meldet Bachman Quartalsverlust

23.10.1992

MÜNCHEN (qua) - Den im vergangenen Geschäftsjahr - Juli 1991 bis Juni 1992 - erwirtschafteten Gewinn in Höhe von 2,8 Millionen Dollar hat die Bachman Information Systems Inc., Burlington, Massachusetts, bereits wieder eingebüßt : Wie das zur AD/Cycle-Allianz der IBM zählende Software-Unternehmen bestätigt, schloß es die ersten drei Monate des neuen Jahres mit einem Verlust von drei bis vier Millionen Dollar ab.

Für das vierte Quartal des vergangenen Geschäftsjahres hatte Bachman gerade erst ein Rekordergebnis gemeldet. Fast die Hälfte des im Berichtszeitraum 1992 eingefahrenen Überschusses, nämlich rund 1,3 Millionen Dollar, waren von April bis Juni des laufenden Jahres auf das Konto des Softwareunternehmens geflossen. Allerdings sind in dieser Summe Sonderposten in Höhe von 486 000 Dollar enthalten.

Der Umsatz betrug 15,1 Millionen und lag damit um 45 Prozent höher als im Vergleichsquartal des Vorjahres (10,4 Millionen Dollar), in dem Bachman unter dem Strich nur 617 000 Dollar übrig behalten hatte.

Insgesamt setzte das Software-Unternehmen mit Sitz an der amerikanischen Ostküste im vergangenen Geschäftsjahr etwa 48 Millionen Dollar um. Da im Jahr zuvor die Einnahmen nur 31,5 Millionen Dollar betragen hatten, wurde eine Umsatzsteigerung von mehr als 52 Prozent erzielt.

Für den plötzlichen Einbruch im vergangenen Vierteljahr führen Sprecher der deutschen Bachman-Niederlassung eine Reihe von Gründen an, die sich ausnahmslos auf einen hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Umsatz zurückführen lassen. Zum einen falle das erste Quartal, so ein Bachman-Insider, naturgemäß schwächer aus als die folgenden, weil es mit der Urlaubssaison zusammentreffe.

Nach Auskunft des für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlichen Unternehmensberaters Andreas Dripke kommt hinzu, daß die neue Version 4.1 der Bachman-Tools zwar für Juni in Aussicht gestellt worden, aber erst Anfang September verfügbar gewesen sei, weshalb viele Kunden ihre Investitionen hinausgezögert hätten.

Mindestens ebensoviel Anteil am schlechten Ergebnis hatte jedoch, darin sind sich die Befragten einig, die im vergangenen Juli verkündete Änderung der IBM-Strategie in puncto AD/Cycle.

Originalton Bachman Deutschland: "Daß IBM das Repository gecancelt hat, macht uns schwer zu schaffen." Darüber hinaus sei im CASE-Bereich ohnehin kein Massengeschäft zu realisieren - nicht zuletzt deshalb, weil die Kunden auf ihre Frage nach der zu erwartenden Produktivitätssteigerung keine zufriedenstellende Antwort bekämen.

Um für die Zukunft gerüstet zu sein, hat Bachman jetzt die Weichen für eine weniger stark von der IBM bestimmte Produktentwicklung gestellt. Unter der Bezeichnung Model Driven Development (MDD) kündigte das Unternehmen kürzlich eine auf dem Client-Server-Modell basierende Anwendungsentwicklungs-Architektur an, die mit den eigenen Werkzeugen sowie mit Third-Party-Tools bestückt werden soll.

In diesem Rahmen wurde bereits ein Abkommen mit dem US-Anbieter Powersoft geschlossen, das die Integration von "Powerbuilder" in MDD zum Gegenstand hat.

Auch bei den Datenbanksystemen will Bachman künftig nicht mehr alles auf die IBM-Karte setzen, sondern Design-Tools für die Produkte anderer Anbieter entwickeln. Explizit genannt wurde hier der SQL-Server von Sybase und Microsoft.