Mehr Besucher aus Handwerk und Kleinbetrieben

Nach fünf CeBIT-Tagen ziehen die Veranstalter positive Bilanz

20.03.1992

HANNOVER (see) - "In jeder Beziehung eine stürmische CeBIT", konstatierte Messe-AG-Vorstand Hubert-H. Lange anläßlich der Zwischenbilanz des Hannoveraner Branchentreffs. Die Zahl von 385 000 Besuchern bis Sonntagabend (plus zehn Prozent im Vergleich zu 1991) sei nicht zu erwarten gewesen.

Zwei Trends scheinen nach Angaben der Deutschen Messe AG aus der globalen Zwischenerhebung auf: Zum einen sei der Anteil der Interessenten aus Industriebetrieben von 40 auf 38 Prozent gesunken, teilte Lange mit, und zwar zugunsten von Handwerksvertretern (sieben Prozent) und Dienstleistern (55 Prozent), die um je einen Prozentpunkt zugelegt hätten. Zum anderen fiel den Statistikern auf, daß 21 Prozent der Besucher aus Kleinunternehmen zwischen einem und neun Mitarbeitern kämen; im Vorjahr habe deren Anteil 18 Prozent betragen.

Unternehmen mit über 100 Mitarbeitern seien dagegen mit 51 (Vorjahr: 54) Prozent geringer repräsentiert gewesen.

Lange wollte sich nicht auf eine verbindliche Interpretation des letzten Phänomens festlegen, bot aber zwei alternative Erklärungsansätze an: Entweder zeige der gestiegene Anteil kleiner Unternehmen eine erhöhte Marktdurchdringung der Informationstechnik, oder der Besucherrückgang bei Großunternehmen deute auf deren zunehmende Sparsamkeit bei den Reisebudgets hin. Erfreut zeigten sich die Messeverantwortlichen in Hannover über die "Sogwirkung" der CeBIT: Über 40 Prozent der befragten Besucher hätten angegeben, keine andere DV-Messe zu besuchen; 1991 habe der Anteil der CeBIT-only-visitors noch 34 Prozent betragen.

Einen rückläufigen Trend zeige dagegen die Kaufneigung der Besucher: Nur noch 43 Prozent (1991: 50 Prozent) gaben an, mit größeren Investitionsvorhaben beschäftigt zu sein.

Am attraktivsten für die DV-Gemeinde sind offenbar nach wie vor Mikrosysteme, für die sich 47 Prozent interessierten (Mehrfachnennungen möglich).

Zugelegt haben die Angebotsbereiche Komplettlösungen (40 gegenüber 37 Prozent) und Netze (37 gegenüber 35 Prozent). Das TK-Spektrum im CeBIT-Angebot zog unverändert 34 Prozent an, und 24 Prozent der Besucher gaben an, sich über C-Techniken informieren zu wollen.

Die Anzahl ausländischer Besucher stagnierte, so das Zwischenresultat, bei 63 000. Am stärksten vertreten waren - in dieser Reihenfolge - Schweizer, Niederländer, Briten, Österreicher und US-Amerikaner. Von "signifikanten Steigerungen" sprach Lange bei Besuchern aus der CSFR (Platz acht) und Polen. Rückgänge habe man bei Franzosen, Italienern, Belgiern und "natürlich", so Lange, bei jugoslawischen Gästen verzeichnen müssen. Von den inländischen Besuchern, gab Lange an, seien 36 500 (34 000) aus den neuen Bundesländern gekommen. Ihren Anteil am deutschen Besucheraufkommen hätten die norddeutschen Bundesländer sowie Baden-Württemberg erhöht.

"Die Kapazitätsgrenzen der CeBIT sind nicht erschöpft", konstatierte der Messe-Manager zusammenfassend. Die Hannoveraner trauen sich zu, weitere Steigerungen der Besucherzahlen durch Verbesserungen der Infrastruktur auch in Zukunft aufzufangen. Klagen wegen überfüllter Hallen sind der Messe AG zufolge bisher nicht lautgeworden, wenn man davon absehe, daß Aussteller in den Softwarehallen 3 und 4 sich über den starken Besucher-"Durchstrom" beschwert hätten.