Nach drei Geschaeftsjahren erstmals wieder Umsatzplus Big Blue kassiert 1994 noch einmal im Legacy-Geschaeft ab

27.01.1995

ARMONK (CW) - Die IBM Corp. hat fuer das abgeschlossene Geschaeftsjahr 1994 einen Gewinn von knapp drei Milliarden Dollar ausgewiesen. Der Umsatz stieg um sechs Prozent auf 64 Milliarden Dollar. Dennoch zeigte sich CEO Louis Gerstner mit dem mageren Einnahmenplus und dem enttaeuschend verlaufenen PC-Geschaeft unzufrieden.

Die New Yorker Analysten teilten offenbar diese Ansicht, denn trotz des seit drei Jahren erstmals wieder ausgewiesenen Profits gab der Kurs der IBM-Aktie am Montag nach der Praesentation der Ergebnisse um 1,50 Dollar auf 73,87 Dollar nach. Skeptisch stimmt die Beobachter, dass Big Blue seine Zuwaechse in insgesamt retardierenden Maerkten erzielte, waehrend im boomenden PC-Geschaeft Einnahmenverluste hinzunehmen waren.

Im Vorjahr hatte der Konzern ohne Beruecksichtigung der Restrukturierungsaufwendungen noch einen Verlust von 143 Millionen Dollar verbuchen muessen. Das Gesamtminus hatte sich 1993 auf 8,1 Milliarden Dollar belaufen.

Schwaches PC-Geschaeft vor allem in den USA

Die Hardware-Umsaetze stiegen im Jahr 1994 um 5,7 Prozent auf 32,34 Milliarden Dollar. Zum Einnahmenplus trugen vor allem die Midrange-Rechner AS/400 und die RS/6000-Systeme bei. Die Nachfrage nach Grossrechnern ueberstieg zwar die Lieferkapazitaet, Unternehmensangaben zufolge sanken hier die Umsaetze allerdings aufgrund des Preisverfalls. Aehnlich verhielt es sich mit den Speicherprodukten.

Erfolgreich verlief das vergangene Jahr fuer die OEM-Division. Vor allem die guten Ergebnisse im Halbleitergeschaeft trieben den Umsatz gegenueber dem Vorjahr fast auf das Doppelte.

Das PC-Geschaeft ging besonders in den USA zurueck. Auch in diesem Marktsegment hatte die IBM bei verschiedenen Modellen wie der Aptiva-Familie und den Thinkpads infolge falscher Bedarfsplanung Lieferschwierigkeiten. Das machte den Armonkern insbesondere im vierten Quartal zu schaffen. Gerstner kuendigte weitere Massnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfaehigkeit an: "Diese Schritte beinhalten die Konsolidierung der Entwicklungs-Aktivitaeten und die Vereinfachung unserer PC-Produktlinie." Gegenueber der "Financial Times" sagte IBMs Chief Financial Officer Jerome York: "Wir sind uns der Dringlichkeit dieser Aufgabe bewusst." Das PC-Geschaeft repraesentiere ein Sechstel des IBM-Gesamtumsatzes, bringe aber nicht die gewuenschte Leistung.

Im Softwaresektor stiegen die Einnahmen gegenueber 1993 von elf auf 11,35 Milliarden Dollar, das Servicegeschaeft stagnierte bei 9,71 Milliarden Dollar. In den Geschaeftsfeldern Maintenance sowie Rentals and Financing mussten Umsatzeinbussen von einem beziehungsweise 18 Prozent hingenommen werden.

Ohne Beruecksichtigung der Einnahmen aus dem Verkauf der Federal Systems Corp. stiegen die Umsaetze der IBM nicht um sechs Prozent, sondern lediglich um 2,1 Prozent von 62,72 auf 64 Milliarden Dollar.

Im vierten Quartal 1994 nahm der Umsatz gegenueber dem vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres um 6,6 Prozent auf knapp 19,9 Milliarden Dollar zu. Der Nettoprofit des Vorjahresabschnitts von 321 Millionen Dollar wurde in den letzen drei Monaten 1994 mit 1,2 Milliarden Dollar weit uebertroffen. Bis auf Rentals and Financing wiesen alle Geschaeftsfelder Zuwaechse auf. Das Servicegeschaeft nahm sogar um 31,5 Prozent auf 3,28 Milliarden Dollar zu.

Gerstner verwies auf die Fortschritte bei der Restrukturierung. "Zu Beginn des neuen Jahres haben wir einen Grossteil unserer Rightsizing-Aufgaben hinter uns."