IT in der Medienbranche/Kommentar

Nach der Elektrifizierung

02.10.1998

Die Tipp-Ex GmbH, Frankfurt am Main, hat es schwer. Keine Branche nutzt für Texte derart durchgängig Computer wie die der Medien. Was einst als File-and-Print-Sharing begann, hat sich zu komplexen Netzen für die zeitkritische Übertragung nicht nur von kleinen Einspaltern, sondern auch von gewaltigen Bilddateien sowie zur Vermittlung von Informationen ausgewachsen.

Zu den derzeit in Medien aller Art laufenden Projekte paßt die Spottbezeichnung "Elektrifizierung" nicht mehr, die Ablösung der Schreibmaschinen durch PCs ist längst vorbei. Heute ziehen Groupware-Spezialisten durch die Redaktionen, nicht weil es fünf Redakteure für 80 Zeilen braucht, sondern weil ein durchgehendes System und eine einheitliche Datenbasis für alle notwendigen Arbeiten praktischer ist als zehn getrennte Applikationen.

In dieser Hinsicht ist man in Anzeigenabteilungen und im Marketing in der Regel weiter als in den Redaktionen. Hier lassen sich die Arbeitsprozesse auch wesentlich besser formalisieren, weshalb diese Bereiche normalerweise auch die sind, in denen umfassender angelegte Projekte beginnen. Und um das große Ganze geht es heute: die Integration der IT auf Unternehmensebene, nicht mehr nur in dessen Abteilungen.

Wohin die Entwicklung führt, zeigt vor allem der Beitrag über den Bayerischen Rundfunk in diesem Schwerpunkt. Zug um Zug sollen immer mehr Abteilungen ihre Informationen in einen Datenpool stellen und sich daraus bedienen. Aus diesem Pool lassen sich auch Angebote für neue, bisher nicht oder nur unzureichend bediente Medien stricken, und zwar ohne mit immensen Kosten bei Null anfangen zu müssen. Das ist besonders in Hinblick auf das Internet interessant, wo die Verlage und Sender bisher gerade erst ihre Duftmarken gesetzt haben.