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"mySAP Technology": Webservices mit Java

06.11.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die SAP AG will ihren Kunden ermöglichen, mySAP.com-Geschäftsanwendungen als Webservices zu nutzen. Das Unternehmen stellt auf der Entwicklerkonferenz TechEd in Los Angeles die dafür notwendige Technologiebasis "mySAP Technology" vor. Sie wird als "infrastruktureller Unterbau" von mySAP.com bezeichnet.

Die Walldorfer betiteln mySAP Technology als ihre wichtigste technische Ankündigung seit der Einführung des dreischichtigen Client-Server-Modells. Herzstück ist der SAP Web Application Server, der in der neuesten Variante kompatibel zur Java 2 Enterprise Edition (J2EE) sowie zur SAP-eigenen Sprache Abap ist und künftig das technische Rückgrat der SAP-Anwendungen bilden soll.

Mit Hilfe des Application Servers sollen Kunden kleinste Anwendungsbestandteile, aber auch in Software gegossene Geschäftsprozesse beziehen, verteilen und in bestehende Applikationslandschaften integrieren können. SAP hatte den Application Server im vergangenen Jahr zusammen mit der Firma Prosyst übernommen und in der eigenen Tochtergesellschaft In-Q-My weiterentwickelt.

In einem zentralen Directory wird SAP künftig sämtliche Metainformationen bereithalten. Dort erfährt der Entwickler, welche Web-Services verfügbar und welche technischen Komponenten dafür benutzt werden. Außerdem enthält es Informationen über Benutzerrollen, die involvierten Unternehmen und vieles mehr. Den Kunden bleibt damit laut SAP die Nutzung diverser Integrationstechnik verschiedener Anbieter erspart.

Insofern vermarkten die Walldorfer mySAP Technologies auch als "Integrationsinfrastruktur", die es Unternehmen erlaubt, interne und externe Systeme - auch die ERP-Anwendungen der Konkurrenz - einheitlich zusammenzuführen. Damit wären nicht nur Best-of-Breed-Softwareumgebungen denkbar, es lassen sich laut SAP auch virtuelle Unternehmen informationstechnisch einheitlich abbilden. Über die von der SAP-Tochter SAP Markets eingerichteten Marktplätze könnten Webservices unternehmensübergreifend in kollaborativen Geschäftsprozessen kombiniert und über die hauseigene Portalarchitektur Anwendern zur Verfügung gestellt werden.

Die in den vergangenen Wochen von der "Financial Times" kolportierte Absage der SAP an Microsofts .NET-Framework trifft angesichts dieser Neuigkeiten nur zum Teil zu. SAP bekennt sich voll zu J2EE sowie W3C-konformen Standards. Dabei unterstützt das Unternehmen ebenso wie Microsoft Spezifikationen wie WSDL (Web Services Description Language) und SOAP (Simple Object Access Protocol), so dass die Kommunikation zwischen den Web Services gewährleistet ist.

SAP reagiert mit seiner Entscheidung für J2EE als Entwicklungsplattform schlicht auf Marktgegebenheiten: J2EE-fähige Application Server von Bea, IBM, Oracle und anderen sind gegenwärtig standardmäßig im Einsatz. Die .NET-Plattform beherrscht zwar im Augenblick die Schlagzeilen, ist aber erst im nächsten Jahr offiziell auf dem Markt.

SAP betont in Los Angeles den Plattform-Charakter von mySAP Technologies, der sich allerdings auf das Verteilen und die Integration betriebswirtschaftlicher Anwendungen beschränke. Auch damit erklärt sich die Entscheidung gegen eine allzu enge Kooperation mit Microsoft: Spätestens seitdem die Gates-Company den SAP-Wettbewerber Great Plains übernommen hat ist klar, dass über die .NET-Plattform ebenfalls Geschäftsanwendungen als Web Services vermarktet werden.

Indem SAP Applikationen künftig mit Hilfe von Web-Services integriert und verteilt, sind die Tage der proprietären Programmierschnittstellen BAPI (Business Application Programming Interface) offenbar gezählt. Vorstandssprecher Hasso Plattner sagte in Los Angeles, Unternehmen müssten in der Lage sein, "Anwendungen mehrerer Hersteller in den verschiedensten Systemkonstellationen zu integrieren. Publizierte Programmierschnittstellen reichen dafür nicht mehr." Die Wandlungsfähigkeit müsse in der zugrunde liegenden Technologieplattform selbst angelegt sein.