"Normaler Vorgang"

Murdoch-Konzern ließ Mails löschen

03.08.2011
Die Murdoch-Affäre zieht ihre Kreise: Während die Politiker in Urlaub gefahren sind, schreiten die Ermittlungen in dem Abhör- und Bestechungsskandal voran.Am Dienstag gab es die inzwischen elfte Festnahme.

Die wegen illegaler Recherchepraktiken in die Kritik geratene britische Zeitungsgruppe News International hat offenbar tausende interne Emails löschen lassen. Das teilte das indische IT-Unternehmen, das für die Computersysteme der Gruppe zuständig ist, in einer Erklärung an den zuständigen britischen Parlamentsausschuss mit. Die Löschung sei allerdings kein ungewöhnlicher Vorgang, hieß es von dem IT-Unternehmen. Hinweise darauf, dass Beweismaterial für die laufenden Ermittlungen gegen Mitarbeiter der Zeitungsgruppe vernichtet wurde, gab es zunächst nicht.

Unterdessen wurde Rupert Murdochs "Schaumschläger", ein 28 Jahre alter britischer Comedian, zu sechs Wochen Haft verurteilt. Der Mann hatte am 19. Juli einen Pappteller mit Rasierschaum auf Murdoch geschleudert, als der 80 Jahre alte Medienzar vor einem Parlamentsausschuss in der Affäre aussagen musste. Murdochs 42 Jahre alte Ehefrau Wendi kam ihrem Mann tatkräftig zu Hilfe und wurde wegen ihrer nicht für möglich gehaltenen Schlagkraft prompt zum Star im Internet.

Nach Angaben des indischen IT-Dienstleisters wurden bei News International seit April 2010 in neun Fällen insgesamt rund 200.000 nicht zustellbare Mails, sehr alte Nachrichten aus den Archiven sowie doppelt vorhandene Mails von Mitarbeitern gelöscht, die auf eine neuere Softwareversion umgestiegen waren.

Die Zeitungsgruppe News International des Medienmoguls Rupert Murdoch steht im Mittelpunkt eines Medienskandals um abgehörte Telefone, bestochene Polizisten und andere illegale Recherchemethoden bei der zum Konzern gehörenden und inzwischen eingestellten Boulevardzeitung "News of the World".

Inzwischen wurden elf Menschen in der Affäre von der Polizei festgenommen, darunter die Vorstandsvorsitzende der Verlagsholding, Rebekah Brooks, und der früherer Chefredakteur der "News of the World" und spätere Regierungssprecher unter Premierminister David Cameron, Andy Coulson. Am Dienstag nahm die Polizei einen weiteren 71 Jahre alten Mann fest. Nach Informationen der BBC und des "Guardian" handelt es sich dabei um den ehemaligen geschäftsführenden Redakteur der Zeitung, Stuart Kuttner. (dpa/tc)