Angst vor harter EU-Richtlinie?

Multimedia-Verband fordert Selbstbeschränkung bei Werbe-Mails

30.04.1999
DÜSSELDORF (CW) - Um einem drohenden Verbot von Werbe- E-Mails zuvorzukommen, setzt sich der Deutsche Multimedia Verband (Dmmv) für eine freiwillige Selbstbeschränkung der Werbetreibenden ein. Gemäß seinem Vorschlag sollen Werbeaussendungen künftig nur noch an Internet-Benutzer gehen, die zuvor durch Eintragung in eine Liste ihr Interesse an solchen Informationen bekundet haben.

Der Deutsche Multimedia Verband (Dmmv) begibt sich in die Offensive, um eine restriktive Richtlinie des Europäischen Parlaments in Sachen elektronischer Werbung abzublocken. Hatte das Parlament der Europäischen Union anfangs zu einer für die Werbung positiven Regelung tendiert, droht die Stimmungslage in Straßburg nun nach zahlreichen Beschwerden von Verbraucherschützern zu kippen.

Deshalb setzt sich der Dmmv als Interessenverband der Online- und Multimedia-Branche dafür ein, Werbe-E-Mails nur an Nutzer zu versenden, die zuvor ihr ausdrückliches Einverständnis erklärt haben. Bei diesem Verfahren, unter Fachleuten als "Opt in" bekannt, würde der Anwender sich in einer Liste eintragen und auf diese Weise sein Einverständnis zum Empfang von E-Mails erklären. In den Augen des Dmmv sichert diese Vorgehensweise die informationelle Selbstbestimmung der Internet-Benutzer und respektiert gleichzeitig die Besonderheiten des Mediums.

Ferner spricht sich der Verband für gewisse Mindestregeln beim Versand von Werbe-Mails aus. So forderte er, daß Marketing-Mails bereits im Betreff auf ihren Inhalt (etwa Auto-Angebote) schließen lassen. Zudem muß, so der Entwurf des Dmmv, der Urheber einer Werbeaussendung mit vollständigem Namen kenntlich sein. Des weiteren sieht die "Impressumspflicht" die Angabe von Rechtsform, postalischer Adresse, URL und E-Mail vor.

Skeptiker bezweifeln allerdings den ernsthaften Willen der werbetreibenden Wirtschaft zu einer freiwilligen Selbstbeschränkung. Sie vermuten, daß die Werbetreibenden mit ihrem Vorschlag nur eine harte EU-Gangart, die womöglich drakonische Strafen für unerwünschte Werbe-Mails vorsieht, verhindern wollen.