Motorola in der Zwickmühle

27.03.2007
Der Konzern rutscht in die Verlustzone und passt seine Strategie an.

Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als könnte Motorola als einziger Wettbewerber dem finnischen Marktführer Nokia das Wasser reichen. Dank des gefragten "Razr"-Mobiltelefons gelang es den Amerikanern, sich im Jahr 2003 an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Damals hatte Ed Zander das Ruder bei Motorola übernommen und den Erfolg für sich verbucht. Das Razr war indes schon vorher konzipiert worden, und mit den folgenden Handy-Generationen konnte Motorola nicht mehr an seinen Erfolg anknüpfen. Reibungsverluste entstanden vor allem dadurch, dass Motorola einerseits den Marktanteil öffentlichkeitswirksam steigern musste, andererseits jedoch eine Hochpreisstrategie verfolgte.

Um gegenüber Nokia aufzuholen, das weltweit mehr als jedes dritte Handy baut, musste Motorola (rund 22 Prozent Marktanteil) zuletzt seine Preise senken. Damit wurde die Anziehungskraft der Razr-Modelle auf die Zielgruppe geschwächt. Dies wiederum führte bereits vor drei Monaten zu schlechten Quartalszahlen. Vor einer Woche präsentierte der Konzern dann eine drastische Umsatz und Gewinnwarnung, die den Aktienkurs von Motorola auf ein 52-Wochen-Tief drückte. Der Konzern erwartet für die ersten drei Monate des Jahres nun einen Umsatz von 9,2 bis 9,3 Milliarden Dollar - mehr als eine Milliarde Dollar weniger als ursprünglich geplant. Zudem prognostizierte Motorola einen Verlust von sieben bis neun Cent pro Aktie. Auch sollen die Einnahmen und Ergebnisse des Jahres 2007 unter den bisherigen Erwartungen liegen. CEO Zander kündigte an, dass künftig die Gewinnspanne und nicht mehr der Marktanteil im Vordergrund stehen soll.

Mit zwei Personalien hat der Verwaltungsrat von Motorola indes durchblicken lassen, dass Zanders Leistungsvermögen nicht allzu weit getraut wird. Board-Mitglied Thomas Meredith, von 1992 bis 2000 Finanzchef von Dell, wird den Posten ab April bei Motorola übernehmen. Motorolas aktueller Finanzchef David Devonshire legt hingegen sein Amt nieder. Greg Brown, bisher Leiter der Netzwerk- und Enterprise-Sparte, kümmert sich ab sofort um das Tagesgeschäft und greift damit CEO Zander unter die Arme. Die Position des COO war nach dem Abgang von Mike Zafirovski zwei Jahre lang vakant, was sich als wenig geniale Strategie entpuppt hat.

Derweil droht weiteres Ungemach: Der umtriebige Investor Carl Icahn hat seinen Anteil an Motorola auf 2,7 Prozent ausgebaut. Der Finanzier will einen Posten im Verwaltungsrat, um Druck ausüben zu können. Icahns Ziel ist es, einen Großteil der rund elf Milliarden Dollar Bargeld des Unternehmens in Aktienrückkäufe zu investieren. Zwar weitete Motorola vergangene Woche sein aktuelles Aktienrückkaufprogramm aus, doch dem Investor gehen die Veränderungen wohl nicht schnell genug. Motorola unterstützt das Anliegen von Icahn ausdrücklich nicht. Eine Schlacht um das Board in aller Öffentlichkeit kann der Konzern jetzt am wenigsten gebrauchen. (ajf)