Monopol als Füllhorn

11.05.1984

Was ist der Unterschied zwischen einem Eichhörnchen und einem Posthörnchen (kleines Posthorn)? - Beide sammeln, das eine Nüsse, das andere Moneten. Im Gegensatz zu den Nüssen kann man ja angeblich bei den Moneten nie genug davon haben. Die Post vermutlich auch nicht. Das Telefonieren in den Posthäuschen ist bereits teurer geworden. Seit mehreren Monaten wird es immer mehr zur Gewißheit (keine Gerüchte!), daß die Deutsche Bundespost die Gebührenschraube bei den Datendiensten kräftig anziehen will, und das bei den meisten auch noch kurzfristig. Obwohl die Digitalnetze Datex-L und Datex-P erst wenige Dienstjahre auf dem Buckel haben, möchte die Post schon bald Kostendeckung erreichen. Also, statt einem langfristigen Dauererfolg strebt sie nun einen kurzfristigen Einmalerfolg an, oder etwa nicht? Eine ähnliche Parallele ergibt sich auch bei den Kupferverkabelungsabsichten für die sogenannte Verteilkommunikation. Wo doch die Japaner Glasfaserkabel massenhaft auf Vorrat produzieren. Aber das können die wohl nur deshalb, weil sie eine mittel- bis langfristige Strategie verfolgen (Sie kennen dies von den bereits eroberten Märkten). Wo ist eine solche für unser Land? Unser Bundespostminister kneift zwar häufig die Augen zusammen, doch dies allein macht ihn noch nicht zum Japaner. Dabei hätte die Post schon bei den Internationalen Mietleitungen lernen müssen, wo hohe Gebühren -diese zählen mit zu den höchsten der Welt - hinführen. Ganz klar daß internationale Multis ihre Netzknoten dort aufbauen, wo die Telekommunikationskosten am geringsten sind, wie zum Beispiel in England oder Frankreich. Die IBM Deutschland GmbH ist zwar die erfolgreichste IBM-Auslandstochter der Welt, das europäische IBM-Telekommunikationszentrum jedoch befindet sich auf anderem Boden. Schade. Wo es doch im Jahreswirtschaftsbericht 1984, den die Bundesregierung kürzlich veröffentlichte, so einleuchtend heißt: "Die Bundesregierung sieht in sicheren, leistungsfähigen und preiswerten nationalen und internationalen Nachrichtenverbindungen, die jedermann zugänglich sind, eine wesentliche Voraussetzung für mehr Wachstum der Wirtschaft, für . . .". Wer wird hier eigentlich von wem gehörnt? Wer hat diese Passage wohl in den Bericht eingebracht? Ich nehme an, daß die Posthornoberen da nicht ganz unbeteiligt waren.

B. Icks