Anbieter übernimmt deutschen Softwerker

Mögliche Fusion von Quark und Adobe schürt Ängste

11.09.1998

Die Diskussionen innerhalb der DTP-Branche über eine mögliche Akquisition Adobes durch den Wettbewerber Quark sind noch nicht verklungen, da gerät der Anbieter von "Quark Xpress" erneut in die Schlagzeilen: Nahezu über Nacht hat sich Quark am deutschen Systemintegrator und Produktanbieter Silent GmbH beteiligt. Ebenso wie Quark konzentrierte sich auch Silent, Muttergesellschaft der Vision GmbH, bislang auf die Kundengruppe Verlage.

Zwischenzeitlich sprechen zahlreiche Anwender der DTP-Gemeinde von einem zweischneidigen Schwert, geht es um die mögliche Fusion von Quark und Adobe. Einerseits würden zweifelsohne, so der Tenor von rund 200 Anwesenden der diesjährigen Seybold-Konferenz in San Franzisko, existierende Kompatibilitätsprobleme zwischen Quark- und Adobe-Applikationen aus der Welt geschafft. Andererseits beherrsche nach der eventuellen Akquisition ein einziger Anbieter namens "Quarkobe" oder "Adork" den DTP-Markt, spekulieren manche Konferenzteilnehmer.

Die Sorge der Anwender ist durchaus berechtigt: Bereits seit der Akquisition von Aldus durch Adobe vor einigen Jahren hatten Quark und Adobe das DTP-Geschäft quasi unter sich aufgeteilt. Während Quark mit sei- nem DTP-Zugpferd QuarkXpress rund 95 Prozent des High-end-Markts für Layout-Tools beherrscht, besitzt Adobe die Kontrolle über etliche Standards wie etwa dem "Portable Document Format" (PDF) oder der Druckersprache "Postscript". Darüber hinaus haben sich Adobes Pakete "Photoshop" und "Illustrator" sowie "Pagemaker" zu etablierten Wettbewerbsprodukten gegen Quark-Pakete entwickelt.

Kaum überraschend mutete denn auch das Ergebnis einer Abstimmung auf der Seybold-Veranstaltung an, die die Meinung der DTP-Klientel zum Quark-Adobe-Merger widerspiegeln sollte: Die Frage, ob eine Übernahme von Adobe durch Quark Sinn mache, verneinten sämtliche Anwesenden. Das negative Bild, das Quark im DTP-Lager hinterläßt, ist jedoch keineswegs neu. Jahrelang hatte Quark seine Kunden mit undurchsichtigen und teilweise auch als ungerechtfertigt empfundenen Lizenzvereinbarungen, teuren und unflexiblen Produkt-Updates sowie äußerst schwachen Supportleistungen verärgert.

Zerstreut sind offensichtlich die Vermutungen und Hoffnungen mancher Benutzer, Quark wolle sich mit den Übernahmegelüsten lediglich interessant machen. Zum einen befürchtet Quark, so die Meinung von Branchenkennern, daß Adobe mit seinem für nächstes Jahr erwarteten DTP-Paket "Codename K-2" dem renommierten Layout-Werkzeug QuarkXpress das Wasser abgraben könnte. Der potentielle Quark-Killer soll rund 1300 Features enthalten. Des weiteren ist Fred Ebrahimi, CEO von Quark, nicht als Bluffer bekannt: "Ich weiß von meiner Zeit bei Quark, daß Ebrahimi nur sehr selten zu hoch pokert", so Eric Shropshire, Manager bei der Beratungsgesellschaft Technology Management Inc., Chikago, Illinois. Auch Craig Cline, Vice-President bei Seybold, ist überzeugt: Quark sei zwar fünfmal kleiner als Adobe, besitze jedoch ein prall gefülltes Portemonnaie. Cline: "Das Übernahmeangebot kommt nicht von ungefähr".