Überwachte Rechenzentren

Mobotix ermöglicht viele Überwachungsszenarien

13.07.2007
Von 
Dipl. Inform. Johann Baumeister blickt auf über 25 Jahre Erfahrung im Bereich Softwareentwicklung sowie Rollout und Management von Softwaresystemen zurück und ist als Autor für zahlreiche IT-Publikationen tätig. Sie erreichen ihn unter jb@JB4IT.de
Kameras zur Überwachung von Server-Räumen können unerlaubten Zutritt nicht verhindern, als digitaler Wachposten wohl aber abschreckend wirken. Die COMPUTERWOCHE hat ein Modell von Mobotix unter die Lupe genommen.

Der fortschreitende Preisverfall bei IP-Kameras, hohe Netzbandbreite sowie billiger Plattenplatz ermöglichen es, Gebäude, Räume oder Zutrittswege kostengünstig zu überwachen. Speziell für diesen Zweck konzipierte Geräte mit integrierter Bewegungserkennung kontrollieren einen bestimmbaren Raum selbständig und stoßen die Aufzeichnung automatisch an. So auch das Kameramodell "IT (M22M-IT)" von Mobotix, das wir uns genauer angesehen haben.

Die Mobotix M22M ist für drinnen und draußen gedacht.
Die Mobotix M22M ist für drinnen und draußen gedacht.
Foto: Mobotix

Die Kamera liefert Videoströme mit 30 Bildern pro Sekunde im Standard-VGA-Format mit 640 x 480 Pixel. Wer eine höhere Auflösung benötigt, muss auf ein anderes Mobotix-Modell ausweichen. Die "M22M Secure" beispielsweise generiert bei einer Auflösung von 1280 x 960 Pixel noch zehn Bilder pro Sekunde. Um den zu überwachenden Raum und den Blickwinkel anzupassen, liefert Mobotix fünf verschiedene Objektive zur Kamera. Durch die verhältnismäßig geringe Leistungsaufnahme von drei Watt lässt sich das Gerät auch über das Datennetzkabel mit Strom versorgen. Mobotix unterstützt hier den Standard Power-over-Ethernet (PoE). Netzseitig ist ferner ein 10-Mbit/s-Anschluss am Switch, Hub oder Router erforderlich. Im maximalen Aufzeichnungsmodus von 30 Bildern pro Sekunde benötigt die Kamera eine Bandbreite von 2-Mbit/s, die natürlich proportional zur Aufzeichnungsqualität sinkt. Laut Hersteller reicht die Leistung eines Standard-PC aus, um die Daten von bis zu 30 Kameras zu verarbeiten.

Zu den zahlreichen Zusatzoptionen und Eigenschaften der Kamera zählen neben den erwähnten Parametern die Zertifizierung für den Außenbereich mit IP65, ein Arbeitstemperaturbereich von minus 30 bis plus 60 Grad Celsius und die mögliche Integration von Internet-Telefonie.

Mobotix: Installation und Integration

Die Kamera ermöglicht die Hinterlegung der Bilder und Videos auf einem Netz-Share oder NAS-Server.
Die Kamera ermöglicht die Hinterlegung der Bilder und Videos auf einem Netz-Share oder NAS-Server.

Installation und Integration der Kamera in die IT-Infrastruktur lassen sich einfach vornehmen, eine spezielle Softwareinstallation ist nicht erforderlich. Das Gerät wird über eine IP-Adresse angesprochen, die es auch via DHCP (Dynamic Host Configuration Protocol) beziehen kann. Die Zeit lässt sich mit einem NTP-Zeit-Server (Network Time Protocol) abgleichen. Befindet sich der verwendete Rechner im gleichen IP-Segment, reicht allein die Eingabe der voreingestellten IP-Adresse, um sich auf die Kamera aufzuschalten. Im Test war dies innerhalb weniger Minuten erledigt.

Die Kamera zeigt daraufhin im Browser das Live-Bild und mehrere Konfigurationsknöpfe. Der Hersteller hat das Gerät mit Standardwerten konfiguriert. In Setup- und Administrations-Dialogen lassen sich die Werte an die jeweiligen Anforderungen anpassen.

Das in deutscher Sprache vorliegende Handbuch ist gut bebildert. Die Software und alle Menüs sind auf die verwendete Sprache einzustellen. Die Konfiguration per Menü ist schlüssig, streckenweise aber zeitaufwändig.

Die Kamera bietet mehrere Bildformate und Aufzeichnungsmodi. Für Einzelbilder ist das JPEG-Format vorgesehen, für Videostreams hingegen hat Mobotix ein eigenes Format namens MxPEG entwickelt. Dazu bietet der Hersteller unter anderem ein ActiveX Control, das es ermöglicht, den MxPEG-Datenstrom im Internet Explorer zu betrachten. Ferner gibt es ein MxPEG-SDK (Software Development Kit), das es Entwicklern etwa von Video-Management-Systemen erlaubt, Mobotix-Kameras in ihre Software zu integrieren.

Mobotix: dauerhafter Mittschnitt

Die Aufzeichnungsmodi ermöglichen den dauerhaften Mitschnitt in verschiedenen Auflösungen und Intervallen - etwa ein Bild alle x Sekunden -, eine periodische oder zeitgesteuerte Aufzeichnung sowie Aufzeichnungen, die an bestimmte externe Ereignisse gebunden sind.

Ein Ereignis kann sein, dass der Bewegungsmelder reagiert. So erlaubt die Kamera die Definition von Ausschnitten beziehungsweise "Fenstern", die durch die integrierte Bewegungserkennung automatisch überwacht werden. Generell empfiehlt der Hersteller, der Bewegungserkennung nicht das gesamte Erfassungsfeld der Kamera zuzuweisen, sondern kleinere Segmente auf Türen, Fenster oder jene Bereiche zu legen, an denen zuerst eine Bewegung auftreten wird. Um nicht bereits bei kleinsten Veränderungen - etwa dem Blinken einer LED im Raum oder einem vorbeifliegenden Vogel im Freien - die Aufzeichnung anzustoßen, lässt sich ein Schwellwert einrichten. Standardmäßig ist dieser auf 25 Prozent eingestellt. Das bedeutet, dass sich ein Viertel eines markierten Segments ändern muss, damit die Aufzeichnung initiiert wird. Das erfordert allerdings Feineinstellung: Bei Tests mit Außenaufnahmen wurde bei zu niedrigem Schwellwert die Triggerung bereits durch Niederschlag ausgelöst.

Die Definition von Fenstern erwies sich aber auch als hilfreich, um Lichtreflektionen im Erfassungsbereich der Kamera, die eine Erkennung beeinträchtigen, zu vermeiden. Neben dem integrierten Bewegungsmelder lässt sich die Aufzeichnung aber auch durch andere Faktoren (Ereignisse) anstoßen. So kann über das integrierte Mikrofon das Überschreiten einer zuvor definierten Lautstärke als Impuls für die Aufzeichnung dienen. Ferner ist ein Temperatursensor integriert. Schließlich lässt sich auch eine universelle Ein- und Ausgabehardware anschließen, die etwa einen Türkontakt oder jeden Schalter als Trigger-Signal für die Aufzeichnung vorsieht.

Langzeitspeicherung durch den PC

Zur Aufzeichnung verfügt die Kamera über einen Ringpuffer von 64 MB flüchtigem RAM, der als Ablageplatz dient, nicht jedoch für die Langzeitspeicherung gedacht ist. Vielmehr wird der Ringpuffer - nach dem Ringprinzip - stets überschrieben, sofern die Inhalte zuvor nicht explizit auf einem externen Speicher, etwa einer Festplatte, abgelegt wurden. Ist die lokale Pufferung in der Kamera unerwünscht, bietet sich alternativ die laufende Speicherung auf einem externen Datenträger, Rechner oder NAS-Laufwerk (Network Attached Storage) an.

Dank der integrierten Bewegungserkennung und des Ringpuffers kann die Kamera aber auch ohne Rechner betrieben werden - zumindest dann, wenn nur wenige Aufzeichnungen benötigt werden, die im lokalen Puffer Platz haben. Im Test prüften wir auch den rechnerlosen Kamerabetrieb. Dabei überwacht das Gerät - nur über das Netzkabel mit Strom versorgt - den Zielbereich und legt die Aufnahmen im Ringpuffer ab. Bei Bedarf lassen sich die Aufzeichnungen über jeden Browser kontrollieren. Im Test verwendeten wir beide Modi erfolgreich.

Bei der PC-gestützten Speicherung des Videostreams werden durch die integrierte Bewegungserkennung lediglich die aufzuzeichnenden Daten über das Netz transportiert. Alternativ lassen sich die Videosequenzen aber auch auf einem NAS-Server hinterlegen. Ferner können die Bilder via E-Mail verschickt oder direkt auf einem Web-Server abgelegt werden.

Darüber hinaus bietet die Kamera weitere Einstellungen, die unter anderem die Frame-Rate, den Anzeigemodus, einen digitalen Zoom sowie Schärfe, Kontraste und Auflösung betreffen. Zudem besteht die Möglichkeit, beim Eintreten eines Ereignisses die Bildrate automatisch etwa auf den Maximalwert von 30 Bildern pro Sekunde zu erhöhen und später wieder zu reduzieren. Die gesamte Konfiguration lässt sich auf einen PC auslagern und von dort wieder einlesen.

Bei schlechten Lichtverhältnissen sind Einbußen in der Qualität zu verzeichnen. Der Hersteller verlangt als minimale Beleuchtungsstärke zwar nur ein Lux bei einer Belichtungszeit von einer Sechzigstelsekunde - ob die Qualität dann noch ausreicht, sollte allerdings vorab geprüft werden. Bei einer Sekunde Belichtung reichen 0,05 Lux aus, auch wenn das Ergebnis dann eher Standbildcharakter hat. Beim Einsatz im Server-Raum oder unter Verwendung einer zusätzlichen, im Dunklen ohnehin unerlässlichen Lichtquelle spielt das allerdings keine Rolle. Sind Nachtaufnahmen erforderlich, empfiehlt der Hersteller aber spezielle Kameramodelle mit automatischer Umschaltung von farbigen Tag- auf lichtstärkere Nachtobjektive.

Fazit

Im mehrwöchigen Test erwies sich die Mobotix-Kamera als zuverlässig und robust. Die Installation ist schnell erledigt. Das Gerät liefert gute Bilder und bietet viele Optionen für eine Vielzahl von Einsatzfeldern. Ein größerer Ringpuffer wäre allerdings nicht verkehrt und würde die lokale Aufzeichnungsdauer beträchtlich erhöhen. Die Konfiguration ist im Handbuch zwar gut beschrieben, erfordert aber einiges an Feinarbeit. Gleiches gilt für die exakte Definition der Bewegungsfenster: Um Lichtreflexionen im Freien zu vermeiden, müssen diese genau austariert werden. In Server-Räumen mit gleich bleibendem Kunstlicht spielt das allerdings keine Rolle. Aufgrund der integrierten Bewegungserkennung fordert die Kamera einen festen Erfassungswinkel. (kf)