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Mobile Suche - oder Money to Go

01.05.2007
Von Jürgen Liebherr
Die Suchmaschinengiganten Google, Yahoo und Microsoft investieren Millionen von Dollar im Kampf um Marktanteile bei der mobilen Suche. Schließlich locken Webeeinnahmen übers Handy-Display.

Ein kürzlich veröffentlichter Artikel der New York Times bringt es (etwas überspitzt) auf den Punkt: "Während die Schlacht um die Desktop-Suche erst einmal ausgefochten zu sein scheint - Google hat gewonnen, Yahoo ist abgeschlagener Zweiter, Microsoft kämpft, um überhaupt noch am Ball zu bleiben - hat der Krieg um die Suche auf den Mobilfunkgeräten erst begonnen." Tatsächlich pumpen die großen Suchmaschinenbetreiber seit einigen Monaten mehrere Millionen Dollar in Suchtechnologie, die vor allem auf mobile Endgeräte wie Handy und PDA abzielt. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht Google und Co. eine Meldung zu diesem Thema lancieren. Jüngster Vorstoß: Mit "Google Voice Local Search" hat das Unternehmen aus Mountain View eine lokale Suchmöglichkeit mittels Spracheingabe vorgestellt - vorerst nur in den USA. Ganz abgesehen von dem Gerücht, dass Google womöglich ein eigenes Handy plant…

Doch was ist so verlockend am Geschäft mit der mobilen Suche? Nun, immerhin gibt es weltweit mehr Handys als PCs - Potenzial ist also vorhanden. Und die (wohl) zwangsläufig mit der Suche verbundene Werbung lässt sich wunderbar auf den Kunden/User abstimmen. Der ist unter Umständen individuell ansprechbar (zumindest der Netzbetreiber verfügt über persönliche Daten wie Alter und Wohnort) oder auf jeden Fall via Handytechnik lokalisierbar. Gerade diese geografische Komponente ist für viele Werber ein Traum.

So rückt die mobile - insbesondere die lokale - Suche dank günstiger Datentarife, akzeptabler Bedienbarkeit der Geräte und perfektionierter Software immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses. Natürlich können und wollen auch die Mobilfunknetzbetreiber diese Entwicklung nicht verschlafen. Sinkende Margen für Gesprächsverbindungen sollten europäische Unternehmen wie die Telekom, Vodafone, France Telecom, Telecom Italia oder Cingular in den Staaten eigentlich längst wachgerüttelt haben. Und gerüchteweise haben auf der Handy-Fachmesse 3GSM in Barcelona bereits erste Gespräche bezüglich eines Schulterschlusses und einer gemeinsamen Handysuchmaschine stattgefunden. Passiert ist in dieser Richtung offiziell allerdings seither nichts. Auch ein Nachfragen bei T-Mobile bringt keine neuen Erkenntnisse. O-Ton: "Am deutschen Markt ist zum Thema lokale Handysuche nichts geplant", so René Bresgen, Pressesprecher bei T-Mobile. Im Moment setzt man in Bonn noch auf den Kooperationspartner Google - der liefert die "Web'n'Walk"-Internetstartseite. Und von einem Krieg - wie es der Kollege der "New York Times" ausdrückt - kann auch bei Vodafone Deutschland keine Rede sein. Hier wird ebenfalls Google Maps als Handy-Info-Dienst angeboten.

Mag sein, dass die Verhältnisse in den USA anders, rauer sind - und es stimmt, dass dortige Carrier die "vollständige Kontrolle darüber haben, was auf dem Handy passiert", wie der Venture Capitalist Sam Jadallah im New York Times Artikel zitiert wird. Doch wie man weiß, bröckelt auch hier bereits die Schutzmauer der Carrier: Apple hat bei den Verhandlungen bezüglich des "iPhones" beim Netzbetreiber Cingular durchgesetzt, dass sowohl Google als auch Yahoo als Suchdienste vorinstalliert sind. Eine Wahl, die im Moment sicher im Sinne der meisten Handy-Nutzer ist. Denn wie heißt es immer so schön (und das gilt auch für den potenziellen "Krieg" zwischen Carriern und Suchgiganten…): "Möge der Beste gewinnen!" (tc)