Mobilcom und Freenet verschmelzen

29.08.2005
Dubiose Rolle der Texas Pacific Group sorgt für Unruhe unter Aktionären.

Nach zweitägiger, teilweise turbulent verlaufener Hauptversammlung haben die Aktionäre des Mobilfunkanbieters Mobilcom der Verschmelzung mit der Online-Tochter Freenet zugestimmt. Die Unternehmen sollen zunächst zur Telunico Holding zusammengeführt und später in Mobilcom-Freenet AG umbenannt werden. Für jeden Anteilschein erhalten Freenet-Aktionäre 1,15 Telunico-Aktien.

Die neue Gesellschaft, die Mobilfunk, Festnetztelefonie und Internet-Dienste bieten wird, tritt in direkten Wettbewerb zur Deutschen Telekom. Sie wird von Freenet-Chef Eckhard Spoerr geleitet. Der bisherige Vorstandsvorsitzende von Mobilcom, Thorsten Grenz, verlässt das Unternehmen.

Zieht der Großinvestor TPG Millionenbeträge ab?

Unklar ist derzeit noch, ob die Unternehmen nach ihrer Fusion eine Sonderdividende ausschütten werden. Der Konzern wäre theoretisch in der Lage, stille Reserven zu heben, die zu einem außerordentlichen Gewinn von 800 Millionen bis einer Milliarde Euro führen könnten. Mobilcom-Mitarbeiter und Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) fürchten, dass der amerikanische Großinvestor Texas Pacific Group (TPG) das Unternehmen drängen könnte, diese stillen Reserven auszuschütten. Damit könne die Gesellschaft finanziellen Handlungsspielraum verlieren. Weiteres Wachstum durch Übernahmen würde schwieriger.

Laut Grenz ist aber noch keine Entscheidung getroffen, wie ein solcher potenzieller Bilanzgewinn verwendet werden könnte. Darüber müsse später die Hauptversammlung der Telunico entscheiden. Andrew Dechet vom Großinvestor TPG beteuerte, sein Unternehmen werde den Wachstumskurs des TK-Konzerns unterstützen und auf den Vorstand keinen Einfluss nehmen. Eine Sonderdividende werde aber dann ein Thema, wenn Telunico bei Zukäufen nicht zum Zuge komme.

Auf der zweitägigen Hauptversammlung von Mobilcom hatte die undurchsichtige Rolle des Großinvestors zu einigen Turbulenzen geführt. Viele Anleger ärgerten sich, weil das Mobilcom-Management offenbar unter Einfluss der TPG auf milliardenschwere Schadensersatzansprüche gegen den früheren Großaktionär France Télécom (FT) verzichten will. Die Franzosen hatten vor einigen Jahren Mobilcom zunächst acht Milliarden Euro für den Kauf einer UMTS-Lizenz in Aussicht gestellt, dann aber kalte Füße bekommen und die versprochenen Mittel verweigert. Die Norddeutschen mussten die Lizenz zurückgeben und wären um ein Haar in die Insolvenz geschlittert. Nur mit einer millionenschweren Finanzspritze seitens der EU konnte das Büdelsdorfer Unternehmen gerettet werden.

Forderungsverzicht gegen France Télécom sorgt für Ärger

Die FT-Anteile hatte damals TPG übernommen - und die ist anders als die meisten Aktionäre an einer Schadensersatzklage gegen die Franzosen nicht interessiert. Einige Anteilseigner vermuten nun, dass die Franzosen seinerzeit an den Verkauf ihrer Anteile an TPG die Bedingung knüpften, der US-Investor solle bei Mobilcom dafür sorgen, dass keine Schadensersatzforderungen gestellt würden. (hv)