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Mobilcom: Nach Schmids Absetzung beginnt der Preispoker

24.06.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Aufsichtsrat der Mobilcom AG hat sich am vergangenen Freitag dem Willen des Großaktionärs France Télécom gebeugt und den Vorstandsvorsitzenden Gerhard Schmid abgesetzt. Zum Nachfolger wurde der bisherige Finanzvorstand Thorsten Grenz bestimmt.

Das Büdelsdorfer Mobilfunkunternehmen bezeichnete die jüngsten Entwicklungen als ein positives Zeichen für die Zukunft des Konzerns. So hatten die Franzosen die Umschuldung einer Kreditlinie über 4,7 Milliarden Euro in die Wege geleitet und damit eine drohende Insolvenz abgewendet (Computerwoche online berichtete). Die Verhandlungen mit den Zulieferern Nokia und Ericsson - diese sollen ebenso wie die Gläubigerbanken auf zehn Prozent ihrer rund 1,2 Milliarden Euro hohen Forderungen verzichten - sind bereits angelaufen.

Was fehlt, ist allerdings eine Einigung von France Télécom mit dem geschassten Mobilcom-Chef hinsichtlich der Übernahme seiner Aktien. Schmid und seine Ehefrau halten zusammen rund 50 Prozent der Mobilcom-Anteile und besitzen damit faktisch noch immer die Kontrolle über das Unternehmen. Seinen kompletten Ausstieg will sich der Firmengründer aber nach wie vor teuer bezahlen lassen. In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" erklärte Schmid, er sehe nichts, was den Preis für seine Anteile seit März gesenkt haben solle. France Télécom hatte ihm damals einen Kaufpreis von 22 Euro pro Mobilcom-Aktie angeboten (Computerwoche online berichtete). Insidern zufolge ist der schuldenbeladene französische TK-Konzern inzwischen jedoch nur bereit, Schmid mit zehn Euro je Aktie abzufinden. Außerdem wollen die Franzosen

nicht in bar, sondern mit Aktien der Mobilfunktochter Orange zahlen.

Das Engagement bei Mobilcom dürfte die mit 28,5 Prozent beteiligten Franzosen damit auch nach der Schmid-Ära teuer zu stehen kommen: Laut Übernahmegesetz muss ein Aktionär beim Überschreiten der Anteilsgrenze von 30 Prozent den anderen Anlegern ein Pflichtangebot unterbreiten. Dieses darf nicht schlechter als der Durchschnittskurs der letzten drei Monate sein, was einem Kaufpreis zwischen 15 und 16 Euro entspricht. Derzeit notiert das Mobilcom-Papier bei knapp über 10 Euro. (mb)