France Télécom verschiebt Entscheidung über Übernahme

Mobilcom gerät tiefer in die Bredouille

06.09.2002
PARIS (CW) - Der Mobilfunkanbieter Mobilcom erwägt drastische Stellenkürzungen, um seine Verluste in den Griff zu bekommen. Die als Retter gehandelte France Télécom hat derweil die Entscheidung über die Zukunft des deutschen Anbieters verschoben.

Das Zittern um Mobilcom geht weiter. Der schwer angeschlagene Mobilfunkbetreiber verschiebt den UMTS-Start auf unbestimmte Zeit und plant drastische Stellenkürzungen. Rund 20 Prozent der etwa 5000 Beschäftigten müssen womöglich gehen, berichtet die "Financial Times Deutschland". Der neue Vorstandschef Thorsten Grenz spricht zumindest von "spürbaren Einschnitten in allen Bereichen des Unternehmens".

Trotz hoher Verluste und eines enormen Schuldenbergs hält Grenz das Unternehmen aber für sanierungsfähig und geht daher davon aus, dass die France Télécom den Aktionären ein Übernahmeangebot machen wird. Die Franzosen halten zurzeit 28,5 Prozent der Aktien. Rund 50 Prozent sind in Besitz des Gründers und früheren Vorstandsvorsitzenden Gerhard Schmid.

Mobilcom hängt am Tropf der französischen Telefongesellschaft. Rund 290 Millionen Euro hat sie im zweiten Quartal an das deutsche Unternehmen überwiesen. Weitere 270 Millionen Euro erhielt der Mobilfunkanbieter von den Netzlieferanten Ericsson und Nokia als Kredit. Ohne die Zuschüsse hätte Mobilcom Insolvenz anmelden müssen. Im vergangenen Quartal (Ende: 30. Juni) hat das Unternehmen 520 Millionen Euro umgesetzt (Vorjahr: 670 Millionen). Der Verlust weitete sich von 27,9 Millionen Euro im Vorjahr auf nun 172,8 Millionen Euro aus. Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit belief sich auf minus 156 Millionen Euro.

Die Verluste kommen vor allem aus dem Mobilfunkbereich, während Festnetz und Internet-Geschäft mit Gewinn arbeiten. Ein Großteil des Verlustes machen außerdem Abschreibungen auf Firmenwerte in Höhe von 105 Millionen Euro aus.

Die Zukunft von Mobilcom bestimmt also vor allem die France Télécom. Deren Verwaltungsrat will über das künftige Engagement nun am 12. September entscheiden. Eine für den 4. September geplante Sitzung dieses Gremiums wurde auf den neuen Termin verschoben. Analysten gehen trotzdem wie Mobilcom-Chef Grenz davon aus, dass es zu einem Übernahmeangebot des Großaktionärs kommen wird.

Derweil hat Schmid den Konflikt über die Höhe des Kaufpreises seiner Aktien auf die juristische Ebene verlagert und France Télécom auf den Kauf der Aktien in Höhe von elf bis 17 Euro pro Anteilsschein verklagt. Bislang hat Schmid 22 Euro gefordert. Der Ex-Vorstandsvorsitzende beruft sich auf eine Vereinbarung mit den Franzosen, derzufolge ihm im Falle eines heftigen Streits eine Put-Option zustehe. Schmid führt in seiner Klage fünf Fälle an, in denen das französische Telekommunikationsunternehmen gegen den Kooperationsvertrag verstoßen hat. Der Mobilcom-Kurs notiert zurzeit bei rund sechs Euro. (mo)