Mobil arbeiten, mobil Sport treiben

11.07.2012
Radostina Ruseva und Andy Wunderlich holen mit ihrer Cloud-Lösung das Fitness-Studio ins Wohnzimmer.

Persönliche Freiheit, Flexibilität und eine gute körperliche Verfassung - viele IT-Profis legen darauf trotz ihrer starken Beranspruchung im Job großen Wert. Doch wie lässt sich die Quadratur des Kreises hinbekommen? Die Münchner Gründer Radostina Ruseva und Andy Wunderlich leisten mit ihrer Idee, das FitnessStudio auf den Bildschirm zu bringen, einen interessanten Beitrag.

Als Ruseva, Informatikerin und Absolventin eines Master of Business Administration (MBA), schwanger wurde, wollte sie weiter Sport treiben, aber ohne in ihr Fitness-Studio gehen zu müssen. So kam sie auf die Idee, sich den Sport nach Hause zu holen.

Mit ihrem Gründungspartner Andy Wunderlich, der sich mit ähnlichen Konzepten beschäftigte, entwickelte sie eine Web-basierende Lösung für Fitness-Studios. Diese können ihre Kunden via Livestream mit Kursen versorgen, so dass sie auf ihre gewohnten Übungen nicht verzichten müssen. So entstand im vergangenen Jahr das Unternehmen Gymzap.

Möglichst einfache Bedienung

Wunderlich erklärt die Funktionsweise der Plattform so: "Wir stellen den Fitness-Studios eine Netzwerkkamera zur Verfügung. Diese filmt das Training, und über eine Automatik auf dem Server wird es übertragen." Der Interessent braucht sich nur noch auf der studioeigenen Website einzuloggen. Die Kamera wird so befestigt, dass nur der Übungsleiter zu sehen ist. Besonders wichtig war Wunderlich und Ruseva eine möglichst einfache Bedienung, um sofort von den Studios und ihren Trainern akzeptiert zu werden. "Unsere Kombination aus Netzkamera und Server ermöglicht einen Ein-Knopf-Start", verspricht Hobbysportlerin Ruseva. Sie versteht ihr Unternehmen als Technologieanbieter, der den Studios inklusive Einrichtung und Wartung alles aus einer Hand liefert. Vorgesehen ist eine Lizenzgebühr von 50 Cent pro Mitglied und Monat.

Vielversprechende Pilotphase

Ruseva und Wunderlich betrieben zuvor fleißig Marktforschung, befragten Fitness-Studio-Betreiber und deren Mitglieder. Das durchweg positive Feedback bestärkte sie, mit Hochdruck an ihrer Lösung weiterzu- arbeiten. So gaben 55 Prozent der befragten Fitness-Studio-Besucher an, dass ein solcher Zusatzservice ein Entscheidungskriterium für die Wahl eines Anbieters sein könne. Ebenso könnten die Betreiber ihre hohe Fluktuationsquote von durchschnittlich 30 Prozent durch diesen Service reduzieren. Wichtigster Grund für die Kündigung von Fitness-Studio-Verträgen ist nämlich die Sorge der Kunden, das Angebot zu wenig wahrnehmen zu können.

Zumindest diese Ausrede gibt es mit der Gymzap-Lösung nicht mehr: Wer will, kann immer und überall mit seinem Lieblingstrainer Übungen absolvieren. Allerdings sind die Kurse nur immer etwa eine Woche auf der Homepage zu finden, dann kommt das neue Programm. Ein Online-Stundenplan zeigt, wann welcher Trainer im Einsatz ist.

Ein Test mit einem Münchner Studio lief, wie Ruseva sagt, vielversprechend. Im ers-ten Monat klickten die Nutzer die Videos 1300-mal an. Studiobetreiberin Christine Grabmeier sieht einen derartigen Service als Kundenbindungsinstrument. Ein Vorteil für Trainer sei, dass sie ihr eigenes Unterrichtsverhalten analysieren und verbessern könnten. Einziges Problem: Die Online-Übungen könnten auch als Einladung zum Ideenklau verstanden werden.

Ruseva und Wunderlich haben in den letzten Monaten an mehreren Wettbewerben für Gründer teilgenommen und auch einige Startup-Preise gewonnen, sogar einen internationalen in Barcelona. Nun präsentieren sie vor Business Angels und Investoren, denn langsam benötigen sie mehr Geld, um in größerem Stil durchstarten zu können. Denn sie haben mittlerweile neue Kundenkreise erschlossen wie Hotels und Rehabilitationskliniken, die Interesse an der Lösung signalisiert haben.

von Hans Königes, hkoeniges@computerwoche.de