Voith schöpft alle Quellen aus:

Mix nach Sechsjahresplan

19.03.1976

HEIDENHEIM - "Ich mußte überhaupt erst einmal die Voraussetzungen schaffen, um mich mit Fragen über den Abschluß von Leasing-Verträgen und dem Einsatz von Mixed Hardware zu beschäftigen." Deswegen begann Rudolf Nechutniss bei seinem Eintritt in die Voith Maschinenfabrik im Jahre 1973 mit einem umfangreichen Vergleich der vorhandenen Hardware und den geplanten Anwendungen. Das Ergebnis zeigte, daß die Größe und Ausbaufähigkeit der vorhandenen IBM 370/145 bis etwa Ende 1980 ausreichen würde. Diese Feststellung war der Startschuß für ein großangelegtes Leasing- und Mixed-Hardware-Konzept.

"Von ausgesprochener Wichtigkeit bei einer solchen Sache ist", so Nechutniss, "daß der RZ-Leiter von der Richtigkeit und Notwendigkeit solcher Entscheidungen überzeugt ist oder wird."

Projektleiter "Mix und Leasing"

Als große Hilfe bei der Durchführung eines derartigen Vorhabens erwies sich das Konzept, einen Mitarbeiter federführend mit dem Projekt Leasing und Mixed-Hardware zu beauftragen, der bis zum Abschluß dieses Projekts mit Prioritätsstufe "1" behandelt - bei Voith der stellvertretende Leiter der Organisationsabteilung.

Ein weiterer, wichtiger Tip: "In der Phase der konkreten Vertragsverhandlungen sollte in jedem Fall die Einkaufleitung hinzugezogen werden. Vor Abschluß sind die Vertragsentwürfe von der Rechts- und Steuerabteilung zu begutachten."

Anhand umfangreicher Marktuntersuchungen des Voith-EDV-Teams gelang das Unternehmen zu der Überzeugung, daß Computer-Leasing-Gesellschaften nur beim Erwerb von Second-Hand-Computern interessant sind. Recht gute Erfahrungen machte man dagegen mit allen Angeboten von Leasing-Gesellschaften der Großbanken, da "dort kein Interesse am Objekt besteht, sondern lediglich an der Finanzierung". Nechutniss: "Bei Computer-Leasing-Gesellschaften hat man plötzlich einen dritten Mann im Haus, der neben dem Haupthersteller und den Mix-Anbietern zusätzlich noch Konfigurationsberatung betreiben will. Bei uns erwiesen sich die Angebote dieser Herren außerdem als "virtuell", wenn wir eine Second-Hand-Anlage sehen wollten."

Voith-Erkenntnisse aus dem Leasing- und Mix-Konzept: Beim Mixen von Bändern Lind Platten ergeben sich keine Probleme, wenn sichergestellt ist, daß

- die Anlagen kostenlos erprobt werden dürfen;

- auch Mehrjahresverträge Kündigungsklauseln für den Fall entfalten, daß sich das Preis-/Leistungsverhältnis gegenüber dem Marktführer verändert;

- eine Klausel im Wartungsabkommen zu allen Schichten, auch bei Bedarf am Samstag und Sonntag, garantiert und festgelegt wird, wie lange die Dauer bis zum Eintreffen des Wartungstechnikers maximal betragen darf

Drucker lohnen nicht

Bei den unterschiedlichen Leasing-Verträgen stieß Nechutniss auf keinerlei Schwierigkeiten. Voraussetzung sei natürlich eine entsprechende Anwendungsplanung. CPU und Hauptspeicher seien problemlos zu leasen, Platten und Bänder nur bedingt. Drucker- und Belegleser wurden vom Leasing-Konzept ausgeschlossen, da die Einsparungen für Voith bedeutungslos seien.

Nach diesen Erkenntnissen ausgewählt, steht bei Voith heute folgende Konfiguration: 370/145, Modell 2 mit 512 K - das System wurde bereits geleast, als es noch mit 208 K ausgerüstet war - dafür "hängen" heute allein an der CPU zwei unterschiedliche Leasinggesellschaften. Zudem 12 Laufwerke Memorex 3670, fünf IBM-Bänder 3420, zwei Drucker 1403, ein IBM-Belegleser 1287, eine Lese-Stanzeinheit IBM 3215, eine IBM/7, ein Calcomp-Plotter, ein IBM-Lochstreifenleser-Stanzer und 14 Bildschirme IBM 3272.

Mieten an die IBM zahlt Voith heute nur noch für die Drucker. den Belegleser und den Lochstreifenleser/Stanzer. Die IBM-Bildschirme wurden "zufällig" geleast. Nechutniss konnte sie günstig von einem befreundeten Anwender übernehmen und über Leasing finanzieren - andernfalls hätte er auch hier die Angebote von Mixed-Hardware-Anbietern wahrgenommen.

In 1975/76 kommen die Voith-Datenverarbeiter inclusive Wartungskosten sowie zusätzlich zu leistende Versicherungen genau auf die 72/73er Kosten. Und das mit 512 K statt 160 K, 12 Laufwerken statt 8, drei Selektor-Kanälen gegenüber damals zwei und 14 Bildschirmen gegenüber 0.

Reinrassig wäre 50 Prozent teurer

Um die Freude perfekt zu machen, stellte der DV-Chef noch einen Vergleich zwischen seinen derzeitigen Kosten und dem Betrag an, der bei entsprechendem Ausbau der Konfiguration zu den günstigsten Vertragsbedingungen der IBM bezahlt werden müßte. Einsparungs-Ergebnis: Genau drei Millionen Mark - das entspricht 33,5 Prozent - bei der durchschnittlichen Vertragslaufzeit von 55 Monaten.

Und was kommt nach 1980?

"Bis 1980 können wir die Anlage unter Berücksichtigung der günstigen Angebote ausbauen. Danach fahren wir zu einer 'Butterbrotmiete' weiter oder konfigurieren ein neues System, bei dem vom ersten Vertrag an der Markt konsequent ausgenutzt wird" freut sich Nechutniss.