Mix-Anwender im Pleite-Reigen

16.04.1976

HAMBURG - Bis vor kurzem hielt sich Stefan Frotscher, Mitgesellschafter des freien Service-Rechenzentrums CKV Computer-Kapazitäten-Vermittlung, Hamburg, für einen "gewitzten Hardware-Mixer" und auch sonst für einen Anwender, den eine "erträgliche" Einsparung schon mal zu unkonventionellen Schritten verleiten kann - jedenfalls was das Computer-Business angeht. Beweis: CKV ist der einzige Anwender in Deutschland, der einen Control Data Prozeßrechner, nämlich eine CDC 1700, ausschließlich kommerziell einsetzt. "Wir sind, nachdem wir uns auf dem Markt umgesehen haben, auf den Trichter gekommen, daß ein Prozeßrechner für unsere Belange preiswerter ist als ein Universalrechner", berichtet Frotscher. Doch damit nicht genug des Außergewöhnlichen: "Wir sind meines Wissens auch die einzigen, die ausschließlich mit Fortran kommerziell arbeiten." Mit guten Erfahrungen, wie er hinzufügt.

Daß Frotscher beim Kauf eines Chaintrain-Druckers des US-Herstellers Data Printer Corp. (immerhin weltweit Nummer zwei auf dem Drukkermarkt hinter Centronics) im Mai 1974 wohl doch etwas zu leichtsinnig war, bescheinigen ihm inzwischen selbst Kollegen, die nicht unbedingt reinrassige Lösungen bevorzugen.

Guter Rat teuer

"Erst jetzt fällt uns auf, welch exotisches Equipment wir uns mit diesem Drucksystem angelacht haben", stöhnt der CKV-Chef. Denn nach fast zwei Jahren ohne technische Probleme gab es kürzlich den ersten ernsthaften Ausfall und guter Rat war teuer: "Wer macht die Wartung." Nicht, daß es in diesem Punkt anfangs Schwierigkeiten gab - es hatte alles ganz undramatisch begonnen. Der Drucker war von der GTS Gesellschaft für Terminal-Systeme, Hamburg/Kiel, gekauft, worden, die seinerzeit die Exklusiv-Vertriebsrechte für Data Printer Produkte in der Bundesrepublik hatte. GTS machte zwar die Wartung nicht selbst, aber die damit beauftragte CWD Computer, Wartungsdienst

GmbH, Duisburg, schien gefestigt (CWD-Slogan aus jenen Tagen:. .. über die Peripherie an die Zentraleinheit heranrobben").

Schlag auf Schlag

Zunächst lief alles gut. Doch dann ging es Schlag auf Schlag: Im Frühjahr 1975 wurde die GTS von der Core Computer Related Equipment GmbH Frankfurt, übernommen. Dann wurde die GWD liquidiert, das war im Sommer 75, und Core stieg in den Wartungsvertrag ein. Schließlich machte im Herbst 1975 auch Core pleite. "Von denen haben wir nichts mehr gehört", entrostet sich Frotscher. "Aber wer konnte schon wissen, daß diese Leute so schnell über den Teich gehen. Der Wartungsvertrag mit Core war jedenfalls nur mehr Makulatur. Zum Glück spielte der Drucker mit, Bis vor kurzem.

Frotscher weiß heute, und daran ist die CW-Redaktion nicht ganz schuldlos, wer für die Wartung seines Data-Printer-Druckers zuständig ist: die DCP Digital Computer Peripherie GmbH in Frankfurt.

Ganz glücklich ist er dennoch nicht "Seitdem bekannt ist, daß Centronics an Data Printer interessiert ist, sind die DCP-Leute verunsichert, weil sie, befürchten, daß Centronics bald übernimmt."

Frotschers Fazit: "In der Mixed-Hardware sollte man vorsichtig sein. Da schießen Firmen aus dem Boden die besser ein anderes Gewerbe ausüben sollten". Was ihn jedoch nicht davon abhält, weiterhin eine positive Einstellung zum Mixen zu haben "Freilich gibt es Ausnahmen, aber das sollte kein Grund sein zu einer generellen Verdammnis der Mixed-Hardware-Anbieter. Gerade im Interesse der soliden Anbieter sollten unrühmliehe Dinge offen ausgesprochen werden."