Japanische SW-Instruktoren haben zuwenig Know-how:

MITI will Ausbildungsdefizit abbauen

26.09.1986

TOKIO (CWN) - Dem mangelnden Know-how der japanischen Softwareentwickler will jetzt das Ministry of International Trade and Industry (MITI) verstärkt zu Leibe rücken. Erster Schritt dieser Initiative ist ein Trainingsprogramm für SW-Instruktoren, das sich die Regierung 5,9 Millionen Dollar kosten läßt.

Schlüsselkomponente des neuen Projekts "Carol" (Computer Aided Revolution on Learning) ist ein College, an dem pro Jahr etwa 400 DV-Lehrkräfte mit modernen Programmierungs- und SW-Engineering-Methoden vertraut gemacht werden.

Das Trainingsprogramm soll der in japanischen Fachkreisen weitverbreiteten Unzufriedenheit mit den rund 150 privaten DV-Fachschule entgegenwirken. Die meisten dieser Institutionen schossen in den 70er Jahren wie Pilze aus dem Boden und haben insgesamt etwa 45 000 Schüler in der Altersstufe zwischen 18 und 25 Jahren. Die in der japanischen DV-Öffentlichkeit oft kritisierte Ausbildung der Absolventen schreibt MITI-Sprecher Masahiko Nagao dem mangelhaften Qualifikationsgrad vieler Lehrer zu.

Für das neue College will das Ministerium jetzt Programmierer und SW-Ingenieure aus der Industrie als Instruktoren verpflichten. Zusätzlich ist geplant, das DV-Equipment der bereits bestehenden Fachschulen zu modernisieren und den Wissensstand der Ausbilder zu verbessern.

Kritische Worte hat der MITI-Sprecher auch für die gesamte japanische Software-Industrie parat: In der Entwicklung und Anwendung von Standardprodukten hinke der asiatische Inselstaat weit hinter den USA und Europa her. Nicht einmal zehn Prozent der in Japan eingesetzten Programme kämen "von der Stange", während der Vergleichswert in den USA 60 Prozent und in Europa 30 bis 40 Prozent betrage.