Mit Zuschuessen von mindestens 800 Millionen Mark An Dresdener Produktion soll Siemens-Chip-Geschaeft gesunden

07.01.1994

DRESDEN/MUENCHEN (CW) - Trotz der hohen Verluste hat die Siemens AG das Halbleitergeschaeft fuer eine ihrer groessten Investitionen auserkoren. Mit dem Aufbau des ueber zwei Milliarden Mark teuren Hochleistungs- und Innovationszentrum fuer Mikroelektronik dokumentieren die Muenchner, dass sie fuer die eigene Chip-Produktion in Deutschland eine Zukunft sehen. Die von politischer Seite vielgelobte Entscheidung zugunsten des Standorts Dresden duerfte indes durch die hohe Foerdersumme von 800 Millionen Mark leichtgefallen sein.

Bereits im April dieses Jahres soll der Bau des Werks beginnen, das im Endausbau rund 1200 Mitarbeiter beschaeftigen und neben Speicherbausteinen der 64- und 256-Mbit-Technik vor allem ASICs produzieren wird. Nach Angaben von Siemens duerfte das Hochleistungs- und Innovationszentrum fuer Mikroelektronik in Dresden (HIMD) bereits Ende 1995 die Fertigung aufnehmen. Allerdings erstreckt sich das Gesamtinvestment ueber die naechsten zehn Jahre.

Als wesentlichen Entscheidungsgrund fuer das Projekt, das Zeitungsberichten zufolge vom Bund, dem Freistaat Sachsen und dem Regionalfonds der EU mit mindestens 800 Millionen Mark gefoerdert wird, gab Siemens die sich in einem veraenderten Wettbewerbsumfeld "sprunghaft" entwickelnde Nachfrage nach Halbleitern an. Dieser steigende Bedarf sei nur durch neue Produktionskapzitaeten zu decken.

Nach Konzernangaben greifen auch die im eigenen Chip-Bereich getroffenen Restrukturierungsmassnahmen. So bestaetigte Siemens-Chef Heinrich von Pierer zwar die Verluste dieses Sektors von bisher rund 500 Millionen Mark pro Jahr, haelt aber laut Nachrichtenagentur "vwd" 1994 die Nullinie fuer erreichbar. Das Dresdner Werk werde im Endausbau einen jaehrlichen Umsatz - abhaengig von der Preisentwicklung und dem erreichten Ausbeutungsgrad - von 800 Millionen Mark beitragen, berichtet "vwd" unter Berufung auf von Pierer weiter. Genaue Angaben ueber die Hoehe der Zuschuesse machte der Siemens-Boss nicht.

Obwohl Siemens Partner fuer das Projekt sucht, wollen die Muenchner die Federfuehrung und die Kapitalmehrheit nicht aus den Haenden geben. Das "Wall Street Journal" berichtet allerdings, dass sowohl Vertreter der deutschen IBM als auch der hiesigen Toshiba- Niederlassung mitteilten, ihre Unternehmen wuerden sich nicht an dem Vorhaben beteiligen. Big Blue und Toshiba kooperieren bereits mit Siemens bei der Entwicklung des 64-Mbit- beziehungsweise bei den Arbeiten am 256-Mbit-DRAM.