Nur in Kombination mit effektiver Organisation

Mit Workflow-Systemen steigt die Arbeitsqualität

10.11.1998
GELSENKIRCHEN (CW) - Workflow-Systeme erhöhen die Produktivität und machen die Mitarbeiter zufriedener. Für die unteren Führungsriegen können sie jedoch zu Machtverlust führen. Der Nutzen der Systeme ist nach Einschätzung der Gesellschaft für Informatik (GI) erst voll ausgeschöpft, wenn auch die Organisation der einsetzenden Unternehmen verbessert wird.

Workflow-Systeme (WFS) werden laut der Gesellschaft für Informatik die Arbeitswelt verändern. Bislang nutzen vor allem Banken und Versicherungen die elektronische Dokumenten-Archivierung. Sie dient der aktiven Steuerung arbeitsteiliger Abläufe, verwaltet Daten, ruft Anwendungsprogramme auf und speichert Historien. Ferner ermöglicht sie auf der Basis von Internet-Technologien die Koordina-tion verteilter Standorte, virtuelle Unternehmen sowie neue Arbeitsformen wie Telearbeit und mobile Arbeitsplätze.

Laut einer empirischen Untersuchung der Universität Fribourg sehen die befragten Unternehmen Workflow-Systeme überwiegend positiv: Die Durchlaufzeit sank um 40 Prozent, die Produktivität verdoppelte sich. So mußte die Zahl der Mitarbeiter nicht erhöht werden, auch wenn sich das Arbeitsvolumen vervierfacht hatte. Die Ergebnisse waren besser, die Mitarbeiter zufriedener. Für Beschäftigte der unteren Führungsstufe wirkte sich der WFS-Einsatz indes negativ aus, da er ihnen teilweise einen Machtverlust bescherte. Zudem beklagten einige Mitarbeiter, daß ihre Arbeit monotoner geworden sei.

Workflow-Systeme verändern auch die Bedingungen von Arbeit, zumal sich Tendenzen zu Fremdbestimmung, Bürokratisierung, Isolierung und Entfremdung durch vernetzte Arbeit abzeichnen. Zudem erlauben die elektronischen Systeme eine ständige Überwachung der Mitarbeiter, was zu Ängsten und Widerständen führen kann. Andererseits können sie in bestimmten Bereichen geistiger Arbeit zu einem globalen Arbeitsmarkt beitragen und Unternehmen zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen - bis hin zur Verlagerung bestimmter Tätigkeiten in Niedriglohnländer.

Der Einsatz von WFS sollte mit einer Verbesserung der Firmen- organisation einhergehen. Nur durch kritisches Hinterfragen tradierter Strukturen ließen sich die Systeme voll ausnutzen.