Mit Teamware auch eine Groupware im Angebot Fujitsu/ICL will sich in Europa als Marke fuer PCs etablieren

06.10.1995

MUENCHEN (kk) - Fujitsu/ICL, der Welt zweitgroesster DV-Konzern, schickt sich an, im PC-Geschaeft eine europaeische Spitzenposition zu ergattern. Auf der Expansionswunschliste steht auch der Bereich Dienstleistungen.Die Geschichte des PC-Geschaefts von Fujitsu/ICL fing 1988 in Skandinavien an, als Ericsson die PC-Division an Nokia Data verkaufte, um sich fortan dem Kommunikationsbereich zu widmen. Drei Jahre spaeter verfolgte Nokia die gleiche Strategie und fand in der britischen ICL einen namhaften Abnehmer. Ein Jahr zuvor, im August 1990, erwarb der japanische Fujitsu-Konzern fuer 742 Millionen Pfund, damals rund 2,2 Milliarden Mark, 84 Prozent an ICL. In diesem Sommer verleibte sich das japanisch-britisch- skandinavische Konglomerat die deutsche Aquarius Robotron Systems GmbH ein und oeffnete sich damit fuer die "Volume Products" die dringend benoetigten Verkaufskanaele in der BRD. Der Marktanteil fuer die Profi-PC-Serie "Ergopro" liegt beispielsweise in Finnland bei 20 Prozent, in Deutschland unter zwei Prozent.Fujitsu/ICL unterhaelt fuer die PC-Produktion eine eigene Platinenentwicklung im schwedischen Linkoeping. Entwicklungschef Anders Lindstroem setzt auf hohe Integration der Boards und damit niedrigere Kosten. Ausserdem, so Lindstroem, muessen sich die PCs in komplexen Umgebungen bewaehren: "In Zukunft werden die Costs of ownership eine wichtige Rolle spielen." Aus Sicht der DV-Leiter seien Netzwerkfaehigkeiten und ein ausgefeiltes Desktop-Management die wichtigen Kriterien, der Benutzer erwarte Multimedia-Faehigkeiten, um im Team arbeiten zu koennen.Dafuer hat die Software-Abteilung mit "Teamware" ein Groupware-Konzept entwickelt, das in Japan und Finnland die Marktfuehrerschaft innehat. Rund 500000 Lizenzen wurden bislang vergeben, der Umsatz belaeuft sich auf zirka 25 Millionen Dollar pro Jahr. Die neuen Teamware-Module "My Way" fuer mobiles Computing und "Desktop Control" wurden kuerzlich vorgestellt. In Deutschland konnten bislang 30 Verkaufspartner fuer das Softwarepaket gewonnen werden, ASI mit den rund 1000 Retailern will das Paket ebenfalls anbieten. Durch IBMs Uebernahme des Konkurrenten Lotus rechnen sich die Teamware-Manager gute Chancen bei Kunden aus, die nicht von Big Blue kaufen wollen.Die Rechner fuer den europaeischen Markt werden im finnischen Kilo bei Helsinki gefertigt. Im vergangenen Jahr produzierte die Fabrik rund 250000 Rechner aus der Ergopro-Serie zuzueglich 43000 Stueck der "Indiana"- Reihe fuer den Consumer-Markt. 77 Prozent der Verkaeufe wickelte die eigene Verkaufsmannschaft ab, nur rund 23 Prozent liefen ueber indirekte Kanaele, und das, so Raimo Puntala, Vice-President Volume Products, sei ein schlechtes Verhaeltnis. Vom Geschaeft mit dem Privatanwender erwartet er sich fuer dieses Jahr den groessten Zuwachs: "Das Volumen ist so gross, dass die Zulieferfirmen den Bedarf an Komponenten nicht befriedigen koennen."Fuer das kommende Jahr will Fujitsu/ICL insgesamt zwei Millionen PCs fertigen. Drei Viertel davon gehen in den japanischen Markt, wo die Fujitsu-PCs mit dem Markennamen "FM-Towns" Marktanteile vom Laender-Primus NEC gewinnen sollen. Wichtig fuer das Geschaeft in Europa sei es, so Puntala, dass die Company mit Indiana und Ergopro Marken etablieren koenne. "Die fuehrenden acht Anbieter gewinnen - zusaetzlich zum Marktwachstum - jaehrlich rund 15 Prozent Marktanteil allein dadurch, dass zunehmend Markengeraete gekauft werden."