Ein Neuling will beweisen, wie Ausfallsicherheit erreicht wird:

Mit "Tandem-Nonstop" zum Fail-Safe-Betrieb

06.02.1976

FRANKFURT - Schweres Geschütz fährt die Firma Tandem Computers GmbH, Frankfurt, hundertprozentige Tochtergesellschaft der 1974 gegründeten Tandem Computers Inc. mit Sitz in Cupertino/Kalifornien, bei ihrer Deutschland-Premiere auf: Der Neuling auf dem deutschen Markt kündigt ein dediziertes Multi-Prozessor-System an, dessen Bezeichnung "Tandem Nonstop" es als ein redundantes System ausweist, das "Fail-Fafe-Betrieb" ermöglicht.

Nun sind redundante Systeme nicht gerade neu. Sie werden von Benutzergruppen, die für Online-Verarbeitung bei einer Vielzahl von Terminals mit hohen Transfer-Raten ausfallsichere Systeme benötigen, seit längerem eingesetzt. Das sind Banken, Versicherungen, Handelsketten, Versandhäuser, Fluggesellschaften, Reisebüros und Timesharing-Servicebetriebe sowie andere große Organisationen, die Terminal-Netze betreiben.

Nur Spezialisten überleben

Entscheidender Nachteil aller bisherigen Doppel- und Mehrprozessorlösungen sei jedoch - so Tandem Computers -, daß im Prinzip nur Rechner miteinander gekoppelt wurden, die ursprünglich lediglich als Einzelsysteme konzipiert waren - auch ein "MP" hinter der Typenbezeichnung ändere daran nichts. Folglich fehle auch spezifische Software, die Mehrprozessoren-Systeme optimal unterstützt.

Demgegenüber hat sich Tandem Computers als noch junges und kleines Unternehmen nach dem Motto "Wir können es uns nicht leisten, überall mitzutanzen" auf die Entwicklung von Hardware und Software redundanter Mehrrechner-Systeme spezialisiert. Jede Systemkomponente, auch das Betriebssystem, ist mindestens zweifach ausgelegt. Bemerkenswert dabei ist die Architektur der Novität: Ein Nonstop-System besteht aus mindestens 2 und maximal 16 gleichberechtigten Prozessoren - der Hersteller spricht von einer "demokratischen" Anordnung im

Gegensatz zur herkömmlichen Master/ Slave-Hierarchie.

Jeder Prozessor kann von 32 bis 256 K (16-Bit-Worte) erweitert werden - das ergibt in der größten Auslegung einer Nonstop-Konfiguration eine Gesamtkapazität von mehr als 8 Megabytes.

Die Prozessoren sind über einen Hochgeschwindigkeits-Doppelbus (Tandem-Bezeichnung: Dynabus) miteinander verbunden, der eine Datenreihe von 20 Megabytes hat.

16mal PDP-11-Leistung

Die Minimalkonfiguration eines Tandem-Systems - nach Herstellangaben von der Leistung her vergleichbar mit einer PDP-11/45 oder Eclipse - besteht aus zwei 32 KW-Prozessoren, einer Magnetplattenstation (10 MB), einer Magnetband-Einheit, der Operatorkonsole sowie 16 Terminal-Interfaces. Ein solches System kostet 236 000 Mark. Ein voll ausgebautes Nonstop-System kann bis zu 1000 Terminals bedienen.

T/TOS und T/TAL

Das für die "Dauerläufer" verfügbare Betriebssystem T/TOS (Tandem Transactions Operating System) ist ein virtuelles Multiprogramming-, Multiprozessing-System. In jedem Prozessor ist eine T/TOS-Kopie abgelegt, so daß ein Ausfall eines Prozessors die Verfügbarkeit des Systems nicht einschränkt. In T/TOS sind weiter enthalten: Online-Diagnose-Programme, die den Test jedes Moduls erlauben, ohne daß der laufende Betrieb gestört wird, und ein Compiler der Tandem Transaction Application Language (T/TAL), einer "High Level-Sprache", die die einfache Implementierung online-orientierter Anwendungen ermöglichen soll.

Die Tandem-Nonstop-Hardware und -Software kann im April 1976 ausgeliefert werden.

Informationen: Tandem Computers GmbH, 6 Frankfurt 56, Berner Straße 50a.