Olivettis IT-Tochter für 390 Millionen Dollar gekauft

Mit Olsy wird Wang zum globalen IT-Dienstleister

06.03.1998

Die Gespräche über einen entsprechenden Merger zogen sich seit Monaten hin. Am Montag ließen nun Olivetti-Chef Roberto Colaninno und Wang-Chairman Joseph Tucci auf einer gemeinsamen Pressekonferenz die Katze aus dem Sack: Wang kauft für rund 390 Millionen Dollar die Olivetti-Tochter Olsy und beteiligt sich gleichzeitig mit knapp 20 Prozent an Olivetti Ricerca, der Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft der Italiener, die auch die Basis der F&E-Aktivitäten der neuen Company Wang Global bilden soll. Olivetti erhält im Gegenzug 18,6 Prozent der Anteile an Wang Global und wird damit größter Einzelaktionär des Unternehmens. Die Transaktion wird, wie beide Manager erklärten, via Aktientausch sowie eine Barzahlung in Höhe von 70 Millionen Dollar abgewickelt.

Das neue Unternehmen dürfte den Angaben zufolge über etwa 10500 Mitarbeiter in Europa, 7500 in Nordamerika und 3000 in Asien verfügen. Mit rund 3,6 Milliarden Dollar Umsatz entstehe einer der bedeutendsten Anbieter von Netzwerklösungen und Desktop-basierten Services, hieß es in Mailand. Die Olivetti-Tochter Olsy kam zuletzt mit etwa 12000 Mitarbeitern auf jährliche Einnahmen von knapp 2,3 Milliarden Dollar. Allerdings hatten die Italiener zuletzt unter rückläufigen Umsätzen gelitten.

Dies dürfte auch der Grund für die recht langen Verhandlungen und den letztlich relativ niedrigen Kaufpreis gewesen sein, nachdem Olivetti dem Vernehmen nach zunächst eine Milliarde Dollar für seine stark restrukturierungsbedürftige IT-Division gefordert hatte. Die Italiener waren jedoch aufgrund der von Konzernchef Colaninno eingeleiteten Konsolidierung und der damit verbundenen Konzentration auf das TK-Geschäft mehr oder weniger gezwungen, sich von Olsy zu trennen. Wang seinerseits hatte seit dem Bekanntwerden der Fusionsgespräche kein Hehl daraus gemacht, daß man in der Olivetti-Tochter eine ideale Ergänzung zum eigenen Dienstleistungsgeschäft, insbesondere aber eine Stärkung des europäischen Standbeins, sieht.

Spekulationen gibt es jetzt aber noch über die Rolle von Microsoft. Der frühere Midrange-Rechner-Hersteller Wang hat sich seit dem Konkurs sowie der anschließenden Reorganisation im Jahr 1993 vor allem durch Services im Bereich Netzwerk- und Desktop-Integration einen Namen gemacht und dabei hauptsächlich mit Microsoft zusammengearbeitet. Überdies hatte sich die Gates-Company im April 1995 im Zuge der Beilegung eines Urheberrechtsstreits mit knapp zehn Prozent an Wang beteiligt. Immer wieder waren daher Gerüchte aufgekommen, Wang könnte bestrebt sein, nach der Fusion mit Olsy Microsoft einen entsprechend größeren Anteil am dann entstehenden neuen Unternehmen anzubieten.

Einen offiziellen Kommentar hierzu gibt es seitens Wangs bislang nicht. Auch der konkrete zukünftige Auftritt der neuen Company in spezifischen Einzelmärkten steht noch nicht fest. Beide Management-Teams seien "derzeit in Klausur", Ende März werde man "mehr wissen", hieß es bei Wang Deutschland.