Auf dem Prüfstand: ADS System AG

Mit Netzservices den Platz im IT-Dienstleistungsmarkt behaupten

19.11.1999
FRANKFURT/M. - Überraschend landete mit der in Bad Homburg ansässigen ADS System AG ein weiterer IT-Dienstleister am Frankfurter Neuen Markt. Mit diesem Schritt will der hessische Netzwerk-Integrator ein neues Kapitel in Sachen Wachstum aufschlagen. Noch kämpft das Unternehmen allerdings mit den typischen Schwachstellen eines mittelständischen Service-Anbieters.

"Der Börsengang von ADS duldet keinen Aufschub mehr und wird auf alle Fälle durchgezogen", betonte Vorstandschef Christoph Winderling auf der Emissionspressekonferenz vergangene Woche in Frankfurt am Main. Maximal 22 Millionen Mark (bei einer Bookbuilding-Spanne von sechs bis sieben Euro) soll(t)en, so die Planungen, beim Going Public am Mittwoch dieser Woche in die Unternehmenskasse fließen. Ein Preis, der für andere IT-Dienstleister in den letzten Wochen jenseits der Schmerzgrenze lag. Mit der Folge, daß einzelne Unternehmen ihre IPO-Pläne kurzerhand zurückzogen.

Mit dem zügigen Börsengang wollen die Hessen jetzt ihre Wachstumsstory nachliefern und Pluspunkte im bereits losgetretenen Konsolidierungsprozeß unter IT-Dienstleistern sammeln. Denn das 1990 von dem Griechen Nikolaos Argyrakis gegründete Unternehmen konnte in der Vergangenheit eine nur verhaltene Umsatzentwicklung vorweisen. 1998 erzielten die Bad Homburger knapp 16 Millionen Mark Umsatz und lagen damit um 3,7 Millionen Mark über den Vorjahreszahlen. Als Gewinn wurden im gleichen Zeitraum 320 000 beziehungsweise 1,97 Millionen Mark ausgewiesen. Bei diesem Ergebnis kam vor allem der hohe Dienstleistungsanteil mit 49 Prozent zum Tragen.

Das Service-Angebot der Bad Homburger umfaßt Consulting, Planung, Implementierung, Schulung und Support von Netzwerken. Mit Kooperationspartnern wie Cisco Systems, Nortel Networks, Madge oder Novell sieht sich ADS schon heute auf der sicheren Seite. Neben Netzarchitekturen sind die Hessen auch im Bereich IT-Security-Lösungen positioniert. Wichtige Themen sind hier Public-Key-Lösungen, Sicherheits-Management, Virtual Privat Networks und Firewalls. Darüber hinaus versteht sich das Unternehmen als Spezialist von Turn-Key-Lösungen für kommende Netzgenerationen.

Die größten Wachstumspotentiale sieht Vorstandschef Winderling ab dem Jahr 2000 auf dem Gebiet Internet-Telefonie und Voice over IP, wo ADS bislang Pilotprojekte laufen hat. Grund zum Optimismus geben dem Vorstandschef vor allem die im europäischen Netzwerkmarkt erwarteten Wachstumsraten. Allein bei Voice over IP rechnen Analysten des Marktforschungsinstitus Frost & Sullivan bis zum Jahr 2005 mit einer Versiebenfachung des Umsatzvolumens auf rund 25 Milliarden Mark. Einem weiteren Trend im Markt folgend, wollen die Hessen in Zukunft auch Outsourcing-Projekte forcieren.

Viel Holz für ein Unternehmen, das von ausreichend kritischer Größe noch Jahre entfernt ist und sich bereits jetzt mit starken Wettbewerbern konfrontiert sieht. Da zudem die Einstiegsbarrieren in dieses IT-Segment niedrig sind, dürfte in Zukunft mit weiteren Playern zu rechnen sein. Zu den deutschen Mitspielern gehören vor allem die Controlware GmbH in Dietzenbach und die mittelfristig ebenfalls an die Börse strebende Telemation AG in Oberursel. Am Neuen Markt muß der Börsenneuling bereits Unternehmen wie Hancke & Peter, PSB und Secunet, Articon oder Utimaco zu seinen Konkurrenten zählen.

Hinzu kommt: Von Einzelprojekten in Luxemburg und der Schweiz abgesehen, spielten die hessischen Netzspezialisten als "European Player" bislang kaum eine Rolle. Das soll sich nach dem Börsengang ändern. Mit eigenen Niederlassungen will Hinderling jetzt "über den deutschen Tellerrand hinausschauen" und zunächst kleine Märkt wie Luxemburg, die Schweiz, Niederlande, Belgien und Österreich in Angriff nehmen. Bis 2004 ist die Expansion in 15 europäische Länder geplant. Winderling will deshalb auch Aktien als "Akquisitionswährung" einsetzen.

Will das Unternehmen die jetzt zum Börsengang gemachten Versprechen einlösen, muß auch der Kundenstamm dringend ausgebaut werden. Ein Großteil des Umsatzes entfiel im letzten Jahr auf wenige Großkunden, die mit über 50 Prozent aus dem Finanzbereich stammten. Im Fokus stehen vor allem Unternehmen mit 50 bis 1000 Mitarbeitern. Auch die angespannte Situation auf dem IT-Arbeitsmarkt könnte sich für die Hessen als Wachstumsbremse erweisen.

Dieses Problem haben allerdings auch die Wettbewerber von ADS. Winderling beteuert zudem: "Der Margenverfall im Hardwarebereich und die Risiken bei der Personalakquise sind in der Planung bereits einkalkuliert." Und die sieht in den nächsten Jahren Umsatzsteigerungen von über 50 Prozent vor. Für 1999 erwarten die Hessen 24,2 Millionen Mark Umsatz und einen Gewinn von 2,9 Millionen Mark. Bis zum Jahr 2003 sollen sich die Einnahmen mit 131 Millionen Mark dann allerdings mehr als verzehnfachen und der Profit auf 11,8 Millionen Mark klettern.

*Andrea Goder ist freie Journalistin in München.