PCMer will nicht mehr den IBM-Leitlinien folgen

Mit "Iceberg" setzt Storage Technology auf Raid statt DASD

04.10.1991

LOUISVILLE (IDG) - Bisher ist der PCM-Anbieter Storage Technology dem Vorreiter IBM in Sachen Plattenspeicher immer gefolgt. Mit seinem nächsten Plattenprodukt will das Unternehmen sich selbst an die Spitze des technologischen Fortschritts setzen: Das Planensystem "Iceberg" wird auf der sogenannten "Raid"-Technologie beruhen, während die bisherigen IBM-Platten nach dem "Direct-Access-Storage-Device"-Prinzip arbeiten.

Iceberg soll Anfang 1992 offiziell vorgestellt werden. Erste Details über Technologie und 5 Aufbau des Systems gelangten aber schon jetzt an die Öffentlichkeit. Basis ist ein sogenannter "Redundant Array of Inexpensive Disks" (Raid), eine Plattentechnologie, die in letzter Zeit unter den Herstellern immer mehr Anhänger gewinnt. Damit können wesentlich günstigere Herstellungs- und Verkaufspreise erreicht werden. Iceberg besteht, so Michael Klatman, bei Storagetek Vice-President of Corporate Communications, aus 16 5 1/4-Zoll-Laufwerken von Hewlett-Packard. Spezielle Routinen sorgen für Fehlertoleranz, ohne daß die Daten doppelt geschrieben oder "gespiegelt" werden müssen, wie das bei fehlertoleranten DASD-Systemen nötig ist. Bei Iceberg sind lediglich 15 bis 20 Prozent der Daten redundant zu halten, um vollkommene Fehlertoleranz zu erreichen. Sollte eine der Platten ausfallen, werden die Daten mittels einer von Klatman nicht näher beschriebenen Technik gerettet. Die Kosten liegen damit um etwa 30 bis 50 Prozent unter denen von fehlertoleranten DASD-Systemen.

Eine erste Iceberg-Version soll kompatibel zu IBM-Mainframes sein, weitere für andere Mainframe-Systeme sollen später folgen. Storagetek geht mit Iceberg erstmals einen "eigenen" Weg in Sachen Plattenspeicher, nachdem das Unternehmen seine wirtschaftlichen Probleme mittlerweile überwunden hat. Seit 1984 - damals mußte das Unternehmen Gläubigerschutz nach Chapter eleven des US-Handelsgesetzes beantragen - hat Storagetek immer wieder durch hundertprozentig kompatible Mainframe-Laufwerke und Hochleistungs-Kassettenspeicher auf sich aufmerksam gemacht. Als nächstes hatten die Anwender von dem PCMer eigentlich ein Produkt erwartet, das kompatibel zu den IBM-Platten der Serie 3390 ist. Dieses wolle man aber, so Klatman, "überspringen". Man habe aus den Erfahrungen mit den ebenfalls selbst entwickelten Kassettenspeichern gelernt, daß die Anwender nicht immer dem Marktführer folgen wollen und auch Produkte kaufen, die neben dem allgemeinen Big-Blue-Trend liegen. Die Storagetek-Manager könnten es sich darüber hinaus nicht leisten, ihre Produktplanung weiter allein von der IBM abhängig zu machen. Storagetek-Sprecher Klatman jedenfalls ist sich sicher, daß das preisgünstigere und fehlertolerante Raid-System Iceberg für alle Anwender, die 3390-Platten kaufen wollen, eine echte Alternative

darstellen wird.