IDC-Report über Minicomputer in den USA:

Mini-Hersteller verfolgen Mainframe-Ziele

20.06.1980

MÜNCHEN (rs) - Trotz des stark expandierenden Minicomputer-Marktes werden Unternehmen, die sich rechtzeitig auf veränderte Anwenderbedürfnisse einstellen, "trägeren" Anbietern das Leben schwer machen. Die Umsatzsteigerung der US-Mini-Hersteller betrug 1979 nach einer IDC-Untersuchung 27 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar, periphere Geräte nicht einbezogen. Bis 1984 erwartet IDC eine jährliche Wiederholung dieser Wachstumsrate.

Der Wert der Mini-Auslieferungen der fünf großen Hersteller DEC, Hewlett Packard, Data General, Honeywell und IBM stieg im Jahre 1979 um 30 Prozent. Insbesondere kleinere Hersteller passen ihre Angebotsschwerpunkte den veränderten Belangen der Anwender an und bieten in verstärktem Maß Wartungsverträge und Anwendersoftware. Manchen großen Mini-Herstellern bereitet dies Kopfschmerzen, berichtet IDC. Data Generals Zuwachsraten beispielsweise begannen im ersten Quartal 1980 so zu schwanken, daß sich die Firmenleitung entschloß, erhebliche Gelder für die Wartung ihrer Systeme bereitzustellen.

Der Markt für Minicomputer befindet sich in einer enormen Wachstumsphase, und IDC spricht von der dritten Ära der Mini-lndustrie: Nach dem Verkauf solcher Kleinrechner fast ausschließlich an OEMs und der dann folgenden Entwicklung einer Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Endbenutzer streben die "Mini-Makers" gegenwärtig die gleichen Ziele wie die Mainframer an. Sie sehen ihre Aufgabe also nicht nur in der Hardware-Produktion, sondern verstärkt in der Entwicklung von Anwender- und Systemprogrammen und im Aufbau eines Service-Netzes.

Nach IDC-Definition produzieren die Minicomputer-Hersteller drei Arten von Rechnern. Die Microminis basieren auf Large-Scale-lntegration (LSI)-Technologie und stehen im Wettbewerb mit DECs LSI- 11 und PDP-8A. Traditionelle Minis arbeiten mit 8-, 12- oder 16-Bit-Worten und verfügen über 4K- bis 64K-Worte Speicherkapazität. Sie kosten zwischen 2000 und 25 000 Dollar. Marktführer sind hier die DEC PDP-11/04 bis -11/34. Superminis liegen im Preis höher, haben eine Wortgröße von mindestens 16-Bit, eine Speicherkapazität von 64K-Worten oder mehr und eine Speicherzykluszeit von höchstens einer Mikrosekunde. Ihre Vertreter sind die PDP-11/45 bis zur VAX- 11/780.

Ausgehend von der Zahl der Auslieferungen dürften die Superminis mit einer jährlichen Wachstumsrate von 33 Prozent den Wettlauf im gesamten Minicomputer-Bereich gewinnen, prognostiziert IDC. Wertmäßig bedeutet dies einen gegenwärtigen Marktanteil von 55 Prozent, bis 1984 einen Anteil von 82 Prozent an den gesamten Auslieferungen. Als große Verlierer stehen mit einer jährlichen Steigerungsrate von nur vier Prozent die traditionellen Minis da. Daran, so IDC, wird sich auch in den kommenden fünf Jahren nichts ändern.

Im Jahr 1979 setzten DEC 1850, Hewlett Packard 750, Data General 540, Honeywell 250 und IBM 200 Millionen Dollar im Mini-Bereich um. Diese Zahlen schließen auch Aktivitäten auf den Gebieten der Wartung Peripherie und Software ein. DEC beispielweise konnte im zweiten Halbjahr 1979 seinen Umsatz durch Service-Leistungen um 39 Prozent steigern, während bei reinen Hardware-Verkäufen die Quote 25 Prozent betrug.