Quartalsverlust durch erneute Restrukturierung

Mini-Havarist Data General eliminiert 2200 Arbeitsplätze

20.10.1989

WESTBORO (vwd/CW) - Die Data General Corporation kommt nicht zur Ruhe. Im Zuge eines neuerlichen Unternehmensumbaus sollen diesmal 2200 Arbeitsplätze eliminiert werden. Die Restrukturierung kostet das Unternehmen nicht nur 80 Millionen Dollar, sondern bringt auch einen Verlust für das vierte Quartal 88/89.

Ohne die außerordentliche Belastung, so das DG-Management, wäre das Betriebsergebnis ausgeglichen gewesen. Die offiziellen Zahlen legt das Unternehmen Anfang November vor. Für den Vorjahreszeitraum hatte DG einen Verlust von knapp 50 Millionen - inklusive einer außerordentlichen Belastung von 48,7 Millionen Dollar -ausgewiesen.

Die hohen Umsätze und die zu erwartenden Einsparungen durch die Restrukturierung in Höhe von 95 Millionen Dollar jährlich riefen trotz des schlechten Ergebnisses ein positives Echo in Wall Street hervor.

DG selbst spricht von Rekordumsätzen im vierten Quartal, die weit über den 342 Millionen Dollar des Vojahreszeitraumes liegen sollen. Zurückzuführen sei das auf die guten Verkäufe des High-end-Minis MV 40000 und auf die begonne Auslieferung der unter Unix arbeitenden RISC-Workstation Aviion.

RISC-Maschine als wichtiger Faktor

Jay P. Stevens, Analyst bei Dean Witter Reynolds, sagte gegenüber dem Wall Street Journal: Die MV 40000 hat sich zwar gut verkauft, aber ich habe eigentlich eine Abflachung des Umsatzes erwartet." Er fügte hinzu, daß es zu früh sei, um die Aussichten der Aviion-Workstation zu beurteilen. Für DG sei diese RISC-Maschine allerdings ein wesentlicher Faktor in der Strategie, sich zu einem Unix-Rechner-Hersteller zu entwikkeln.

Es war zwar erwartet worden, daß der Mini-Hersteller während seiner Produktionsumstellung Kostensenkungsmaßnahmen durchführen wurde, aber die Höhe der Einsparungen erstaunt die Insider. Vier von fünf Produktionsstätten sollen verkauft werden. Als einzige behält das Unternehmen seine größte Fabrik in Apex, North Carolina.

"Wegen des technologischen Fortschritts, der Automatisierung und dem verstärkten Gebrauch von Industrie-Standard-Komponenten benötigen wir weniger Produktionsstätten und weniger Mitarbeiter", sagte Ronald L. Skates, DG Executive Vice President und Chief Operating Officer, der amerikanischen Wirtschaftspresse.

700 Stellen werden sofort gestrichen und 1500 innerhalb der nächsten 12 Monate. Die Maßnahmen sollen für das Geschäftsjahr 1990 bereits 70 Millionen Dollar Einsparungen bringen und dann jährlich 95 Millionen Dollar.

Barry Bosak, Analyst bei Harris Upham & Co, schätzt, daß die aus dem Umbau resultierenden Belastungen DG im Geschäftsjahr 1989 einen Verlust von 118 Millionen Dollar bescheren werden. Das vergangene Jahr schloß das Unternehmen mit einem Verlust von 15,5 Millionen Dollar ab.

Für die deutsche Data General GmbH habe die Umstrukturierung keine Bedeutung, berichtet Judith Dörfler, Pressesprecherin der hiesigen DGTochter. "Bei uns werden keine Mitarbeiter entlassen. Im Gegenteil, wir bauen sogar unsere Vertriebs- und Serviceorganisation aus". Andreas Nicklas, Produktmanager Offene Systeme bei der DG-Deutschland GmbH, beurteilt die Wachstumschancen für die deutsche Dependance positiv. "DG-Deutschland hat im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Umsatzplus von 30 Prozent erzielt." Von den offenen Systemen erwartet Nicklas in Zukunft das stärkste Wachstum.

Der Erfolg hängt von den offenen Stellen ab

"Wir haben nach der Marktvorbereitung und Auslieferung an VARs und Softwarehäuser am 1.Oktober begonnen, die Aviion-Workstation an den Endkunden zu bringen. Verhandlungen mit großen Distributoren stehen kurz vor dem Abschluß." Die hohen Erwartungen, die DG in bezug auf den Unix-Markt hegt, rühren nicht zuletzt aus der Mitgliedschaft in der 88-Open-Gruppe. In der Vereinigung sind potente Hersteller wie Motorola, NCR, Unisys und gerüchteweise bald Apple vertreten, die auf Motorolas RISC-Chip 88000 basierende Rechner, passende Betriebssysteme und Aplikationssoftware entwickeln. Unser Wachstum in den nächsten Jahren wird sehr stark vom Erfolg der

offenen Systeme und der von uns angebotenen Software abhängen", erklärt Nicklas.