Philips Data Systems produziert P 2000 in Wien:

Mikro-Holländer aus Österreich machen Bilanz

21.11.1980

WIEN (CW) - Philips Data Systems kündigte den Beginn von Produktion und Vertrieb des neuen Mikrocomputers P 2000 an. Mit diesem von österreichischen Ingenieuren entwickelten kommerziell nutzbaren Tischcomputer soll vor allem Kleinstbetrieben und Selbständigen der Einstieg in Daten- und Textverarbeitung ermöglicht werden. Angestrebt wird ein Marktanteil von 30 Prozent im Markt der kommerziell eingesetzten Kleinstcomputer, was in den nächsten Jahren 2000 bis 3000 Philips P 2000 in Österreich bedeuten würde. Als Rahmen gibt Philips 18 000 bis 130 000 Schilling Kaufpreis an. Gleichzeitig mit Österreich erfolgt auch der Vertriebsbeginn in Deutschland, Holland und England.

Kurz nach dem Ableben von ECO-Computer gibt es wieder eine Computer-Produktion in Österreich. Mit der Produktionsvergabe des Mikrocomputers P 2000 an das Wiener Elektronikwerk (ehemals Bandgerätewerk) bringt Philips Linderung für die österreichischen Schmerzpunkte Handelsbilanzdefizit und Arbeitsplatzsicherung. Für den Einstieg in die Geräteklasse der Mikrocomputer, welche die "klassischen" Produkte der P 300er und P 400er-Serien zunehmend bedroht, investierte Philips allein 1980 etwa 200 Millionen Schilling. Über Absatzplanung wollte man sich nicht äußern. Vertriebsleiter Buchwald "gestand" lediglich eine Stückzahl von 4000 heuer produzierten Geräten. Dies würde für 1981 etwa 20 000 P 2000 made in Austria erwarten lassen, von denen 90 Prozent exportiert werden. Dies paßt doch recht gut zur Absatzhoffnung von etwa 2000 bis 3000 Geräten in der nahen Zukunft, mit denen Philips einen Marktanteil von 30 Prozent in Österreich erreichen will.

Hauptsächliches Hoffnungsgebiet der Philips-Vertriebsleute sind bis 76 Prozent der österreichischen Betriebe, in denen ein bis fünf Mitarbeiter beschäftigt sind. Hier wird der Nutzen in der Entlastung von Routine-Verwaltungstätigkeiten gesehen, keinesfalls werde es zum Wegrationalisieren von Arbeitsplätzen kommen. Der Kaufpreis eines derart eingesetzten P 2000 wird unter 100 000 Schilling liegen.

Projektgeschäft vorbehalten

Der Vertrieb für einzelne Geräte erfolgt über den Bürofachhandel, von dem sich zunächst 30 Händler qualifizieren konnten. Philips-Data-Direktor Hofstätter sieht hier zunehmende Anpassungschwierigkeiten der älteren selbstverkaufenden Händler. An einen Vertrieb über Kaufhäuser, Fotohändler und ähnliches ist nicht gedacht. Das sogenannte "Projektgeschäft" hat sich Philips Data selbst vorbehalten. Nach den vier Startländern wird der Vertrieb sukzessive im übrigen Westeuropa und Übersee aufgebaut. Wenig Chancen sieht Hofstätter in Osteuropa: "In einer zentralisierten Wirtschaft werden für alle Entscheidungen zentrale Großrechner eingesetzt. Andererseits erfordert Online-Datenverarbeitung einen hohen Standard der Computertechnik. der in

Osteuropa nicht gegeben ist." Selbstbewußt zeigte sich Philips-Generaldirektor Lap der gelben Gefahr gegenüber: "Keine Angst vor Japan!"

Zentrale Bedeutung im Vertriebskonzept hat die Anwender-Software, während sich das gegenwärtig verfügbare Angebot mit zwei unterschiedlich komfortablen Finanzbuchhaltungen doch noch etwas karg ausnimmt. Hofstätter will die Erfahrungen von 6000 österreichischen Philips-lnstallationen und 60 existierende Branchenpakete einbringen, allerdings: Es wird Jahre dauern, alle Möglichkeiten auszuschöpfen." Softwarepaket-Preise werden um 8000 Schilling für ROM-Betriebssystemfunktionen und bei 20 000 Schilling für Anwender-Pakete liegen.

Als erster Erfolg wurde ein Großauftrag von 180 Stück P 2000 zum Einsatz in österreichischen Handelsakademien verbucht. Die Konditionen hierfür dürften aber für "Otto Normalanwender" nicht verfügbar sein. Die in der Branche kolportierte "Occasion" für vier Millionen Schilling würde einen Stückpreis von etwa 22 000 Schilling bedeuten.

Informationen: Philips Data Systems, Computerstr. 6, 1100 Wien, Tel.: 62 21 11.