Mikro-Feeling

28.03.1980

In der Bundesrepublik, klagt Bundesforschungsminister Volker Hauff, werde die Einführung der Mikroelektronik als "gefährliche Bedrohung" empfunden. Es sei die Angst des einzelnen Bürgers vor Arbeitsplatzverlust, die hierzulande eine Sachdiskussion verhindere. Nun kann das Argument von der "Mikro-Angst" für eine Gruppen nicht gelten: die EDV-People.

Die Datenverarbeiter müßten eigentlich das Feeling für diese neue Materie haben - denn letztendlich ist auch ein Mikroprozessor ein kleiner Computer und man kommt wohl nur über die EDV-Denke an den Kern der (Elektronik) Dinge heran.

Woran liegt es, daß die Umsetzung von Computerkenntnissen, die bei den DV-Mitarbeitern da sind, in den Bereich Technik, in die Produktion also, bisher erst zögernd praktiziert wird?

Denkbar wäre, daß gewachsene Machtstrukturen im Unternehmen verhindern, daß über das DV-Management neue elektronische Konzepte in die Produktion eingebracht werden.

Wahrscheinlicher ist, daß es die Computerleute an Initiativen in dieser Richtung fehlen lassen, daß sie in Bezug auf das, was im Betrieb draußen an "harten Klamotten" gemacht wird, desinteressiert sind. Man hat genug zu tun mit der "eigenen" Produktion im Rechenzentrum und zu wenig Zeit, sich um Verbesserungen in den Primärbereichen des Unternehmens zu bemühen. Ja, es bleibt nicht einmal die Zeit, sich um die Hardware-Komponenten der EDV ausreichend zu kümmern. Man brüstet sich sogar, die Hardware nicht mehr zu kennen: "Soft ist beautifull" Das könnte sich rächen (siehe Know-how-Transfer).

Noch ist es freilich nicht zu spät. Noch haben DV-Mitarbeiter die Chance, bei der Einführung der Mikroelektronik mitzureden vorzurechnen, was die neue Technik bringt. Das setzt allerdings ein Umdenken voraus.