Hochschule und IHK mit Forschungsprojekt:

Mikro-Einsatz im Mittelstand ohne Power

05.12.1986

KOBLENZ - Seit Oktober dieses Jahres leitet die Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung, vertreten durch die Lehrstühle Rechnungswesen/Controlling und Wirtschaftsinformatik in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer zu Koblenz ein Projekt, das sich mit dem Einsatz von Mikrocomputern in mittelständischen Unternehmen beschäftigt.

Ausgangspunkt für das Projekt ist die Vermutung, daß in mittelständischen Unternehmen moderne Informationstechnik längst nicht in dem Maße genutzt wird, wie dies sachgerecht wäre. Um dies zu belegen steht am Beginn des Projekts eine empirische Untersuchung in den Betrieben der IHK Koblenz, die als erste ihrer Art den Status quo des Mikrocomputereinsatzes im Mittelstand auf breiter Basis erheben wird. Aufbauend auf den im Rahmen der Analyse gewonnenen Erfahrungen sollen in einem zweiten Schritt die Gründe für den erwarteten Entwicklungsrückstand wissenschaftlich fundiert aufgedeckt und Strategien für die Aufarbeitung dieses Rückstandes entwickelt sowie konkret erprobt werden. Hierzu soll in zirka 10 bis 15 Unternehmen des Kammerbezirks detaillierte Hilfestellung zur Erarbeitung eines auf die betriebsindividuellen Bedürfnisse zugeschnittenen Mikrocomputerkonzepts geleistet werden. Dabei leisten die Unternehmen einen Beitrag zur Deckung des auf drei Jahre terminierten Forschungsprojekts, das zu zwei Drittel vom Land Rheinland Pfalz im Rahmen des Programms "wirtschaftsnahe Forschung" gefördert wird. Darüber hinaus erhoffen sich die Projektleiter vor allem während der Evaluierungsphase die konkrete Unterstützung von maßgeblichen Hard- und Softwareanbietern, die dadurch an den Projektergebnissen teilhaben können.

Am Ende des Projekts soll letztlich ein für alle betriebswirtschaftlichen Einsatzgebiete der Mikrocomputer verallgemeinerndes Implementierungsverfahren entwickelt werden, welches ein für mittelständische Unternehmen anwendbares Konzept zur Auswahl und umfassenden Nutzung von Mikrocomputern darstellt.

Es ist längst Geschichte, daß die integrierten PC-Pakete Ó la Framework oder Symphony nicht die erwarteten Umsatzrenner sind, für die man sie in einer ersten Euphoriephase hielt. Die Gründe: eingeschränkte Leistungsfähigkeit der einzelnen Funktionen, geringe Integrationstiefe durch zusammengebundene Module anstelle echter Integration, hohe Preise (gedankliche Addition der Einzelfunktionspreise), begrenzter Bedarf an Alleskönnerpaketen, weil die meisten Tätigkeitsprofile spezialisiert sind. Aus dem Abebben der ersten Integrationsphase den Schluß zu ziehen, daß Integration generell kein Thema mehr sei, ist aber sicherlich falsch.

Dabei wird es nicht mehr darum gehen, ein Datenbank- und ein Tabellenkalkulationsmodul datenkompatibel zu machen und mit einheitlicher Oberfläche zu versehen, sondern ein Datenbanksystem zu entwickeln, das zugleich eine Tabellenkalkulationssoftware ist. Ein Textverarbeitungssystem mit Dokumentverwaltung und ausgeklügelten Volltextrecherchemöglichkeiten kommt einem textorientierten. Datenbanksystem sehr nahe. Vielleicht gibt es irgendwann in der Zukunft nur noch Datenbanksysteme; die einen mit numerischer, die anderen mit alphabetischer Ausrichtung?

Nur 2,3 Prozent aller in Deutschland installierten kommerziellen PCs und Terminals sind in ein lokales Netzwerk (LAN) eingebunden. Das Haupthindernis ist nach wie vor die mangelnde Verfügbarkeit von Standardsoftware. Mit IBMs PC-Netzwerkprotokoll und Microsofts MS-DOS 3.x wurde zwar eine Basissoftwareebene geschaffen, aber das Angebot an netzwerkfähiger Anwendersoftware ist noch schmal. Für viele Softwarehäuser war der Anteil vernetzter PCs am gesamten PC-Markt bis vor kurzem noch zu gering, um attraktiv zu sein. Das soll sich jetzt ändern. Praktisch alle großen PC-Softwareanbieter kommen mit LAN-Versionen ihrer Bestseller auf den Markt. Das dürfte den Vernetzungsgrad innerhalb der kommenden Jahre signifikant in die Höhe treiben.

Um in einem Markt erfolgreich zu sein, genügt es nicht, quantitative Planungsgrößen wie Volumen oder Anteile vorliegen zu haben. Vielmehr ist zusätzlich eine detaillierte Kenntnis der qualitativen Kernfaktoren (Einflußgrößen und Trends) aus dem Marktumfeld unerläßlich. Die wichtigsten Aspekte werden nachfolgend aufgezeigt.

In einer vorliegenden Studie werden folgende Bereiche im Zusammenhang mit PC-Software untersucht:

Technologietrends

Kosten- und Preisgestaltung

Individual- kontra Standardsoftware

Marketingstrategien für Standardsoftware

Wie bei allen Trendanalysen ist auch bei den nebenstehenden Aussagen (siehe Kasten) zu berücksichtigen, daß Trends, die ohne Zweifel vorhanden sind, von anderen (derzeit noch nicht absehbaren) Tendenzen überlagert und unter Umständen völlig eliminiert werden können. Das schmälert nicht unbedingt die Richtigkeit einer Trendaussage, wohl aber ihren praktischen Nutzen.