Web

Microsofts Stinger soll den Mobilfunkmarkt erobern

19.02.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der US-Softwareriese Microsoft, Marktführer im Bereich PC-Betriebssysteme, drängt in den Mobilfunkmarkt. Am heutigen Montag will die Gates-Company angeblich im Rahmen der "GSM World" in Cannes eine neue Initiative vorstellen, die ihr Handset-OS "Stinger" im Markt etablieren soll. Demnach haben sich die Handy-Hersteller Mitsubishi aus Japan und Sendo aus Großbritannien bereit erklärt, Stinger-Telefone zu fertigen. Netzbetreiber wiederum sollen in der Lage sein, die Handys mit ihrem eigenen Logo zu vermarkten. Weder der Herstellername noch das Microsoft-Logo werden auf dem Gerät erscheinen. Vier TK-Anbieter - Vodafone, Telefónica, Deutsche Telekom und Telstra - sind offenbar gerade dabei, die Stinger-Handsets zu testen. Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf eingeweihte Kreise.

Mit diesem Schritt hofft die Gates-Company, den Handy-Größen Marktanteile abnehmen zu können. Microsoft setzt darauf, dass die Carrier Handys unter der eigenen Marke verkaufen wollen und deshalb die Stinger-Geräte akzeptieren werden. Nokia, das im Rahmen des Symbian-Konsortiums mit Motorola, Ericsson und Matsushita ein eigenes Smartphone-Betriebssystem ("Pearl") entwickelt, ist jedoch zuversichtlich, dass die Carrier weiterhin auf seine Geräte setzen werden. Letztendlich verlangten die Verbraucher nach eingeführten Markenartikeln wie Nokia-Telefonen.

Kritiker bemängeln, dass es Microsoft bislang nicht gelungen ist, die großen Mobiltelefonhersteller für seine Kampagne zu gewinnen. Auch Siemens, der viert größte Handy-Fabrikant weltweit, setzt für die nächste Generation seiner Smartphones auf die Symbian-Plattform, wie das Unternehmen heute auf der "3GSM World" in Cannes bekannt gab (siehe auch Artikel "Siemens springt auf den Symbian-Zug auf"). Marktbeobachter argwöhnen zudem, dass Microsoft zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Stinger-Strategie aufgegangen ist, darauf bestehen wird, auch das firmeneigene Logo auf dem Gerät oder im Display zu integrieren.