Web

Microsofts Browser ist gleicher als gleich

02.08.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bei Microsoft herrscht wieder einmal Erklärungsnotstand: Eine ganze Reihe von Anbietern, die indviduell angepaßte Versionen des MS-Browsers "Internet Explorer" anbieten, vermissen in ihren Produkten schmerzlich eine Funktion, die der angeblich gleiche Browser in der Version der Gates-Company eindeutig aufweist. Es handelt sich dabei um das "Autovervollständigen", das sich regelmäßig wiederkehrende Benutzerinformationen (Kontaktdaten, Login-Namen und Paßwörter) merkt und dem Benutzer anschließend die Tipparbeit abnimmt.

Ausgerechnet diese bei Anwendern sehr beliebte Funktion fehlt in der Browserversion, die Microsoft externen Partnern (unter anderem Branchengrößen wie Lycos oder Neoplanet) für deren Anpassungen zur Verfügung gestellt hatte. Eine Sprecherin des Unternehmens begründete dies damit, daß während des Betatests Anfang dieses Jahres eine Reihe von Entwicklern gewünscht hatte, die Funktion auf Wunsch abschalten zu können. Weil man dies in der Kürze der Zeit nicht habe realisieren können, habe man das Feature kurzerhand weggelassen. Kritiker vermuten indessen, Microsoft habe den hauseigenen Browser auf diese Weise heimlich aufwerten wollen, ohne die zusätzliche Verbreitung über Partner in Mitleidenschaft zu ziehen.

In jedem Fall ist es verwunderlich, daß die Gates-Company bis heute die fehlende Funktionalität nicht nachgereicht hat. Microsoft hat erst für die Version 5.01 Abhilfe versprochen, die "Ende des Jahres" veröffentlicht werden soll. Das bringt Adam Stiles von Netcaptor (bietet wie Neoplanet ein alternative Benutzerschnittstelle für die IE-Funktionalität) auf die Palme: "Eine verdammt lange Wartezeit. Wenn man sich anschaut, daß Microsoft alle paar Stunden eine neue Version des MSN Messenger liefert, dann sollte man annehmen, daß sie das für den Internet Explorer auch schaffen.