Microsoft will CRM auch großen Firmen verkaufen

09.12.2005
Die Version 3.0 von Microsoft CRM wurde für mittelständische Unternehmen konzipiert. Gleichwohl verzeichnet Brad Wilson, General Manager CRM bei Microsoft, Nachfrage von großen Firmen, die bislang von SAP, Siebel und Oracle bedient wurden.

Diese Kunden hätten jedoch nicht vor, ihre bestehende CRM-Installation mit dem Microsoft-Produkt abzulösen, würden aber dieses Produkt in neuen Projekten wählen, erklärte Wilson gegenüber der COMPUTERWOCHE: "Große Unternehmen, die einen neuen Geschäftsbereich ausstatten oder andere Kundenschichten ansprechen wollen, kaufen unsere CRM-Lösung." Das Gros der CRM-Kunden werde aber mittelständisch geprägt sein.

Derzeit kommt der Konzern auf 5500 CRM-Kunden, wobei insgesamt 150.000 Anwender mit dem Programm arbeiten. Innerhalb der nächsten 18 Monate möchte Microsoft diese Kundenzahl mindestens verdoppeln. Wachstum lasse sich vor allem in Asien und Südafrika erzielen, aber auch in Europa.

Kunden sollen die Software nicht nur kaufen (in der Branche auch "On Premise" genannt), sondern auch mieten ("On Demand"). Microsoft hat ein Lizenzmodell für Partner aufgelegt, das auch die Vermietung vorsieht. "Mir ist es egal, ob Firmen unsere Software kaufen oder mieten", so Wilson. Technisch handele es sich um das gleiche Produkt. "Kunden können vom Hosting auf On Premise umsteigen, ohne dass die Anwender dies merken."

Zu seinen Hauptaufgaben zählt Wilson, geeignete Partner zu finden, die das Produkt bei Kunden installieren. Bisher gibt es 1500 davon.

Die deutschsprachige Fassung von Microsoft CRM 3.0 ist ab Anfang 2006 verfügbar. Der Hersteller arbeitet schon emsig am nächsten Major Release (Codename: "Titan"). Es soll vor allem mandantenfähig sein, so dass jeder Hosting-Anwender seine Instanz der Lösung erhält. Ferner sieht der Fahrplan eine enge Kopplung an "Office 12" vor. Gleichwohl soll das Produkt abwärtskompatibel sein zu älteren Office- und SQL-Server-Releases.

Ob es auch eine Version von Office mit zusätzlichen CRM-Features geben wird - Wilson spricht von "Office für Vertriebsleute" - will der Konzern zumindest nicht ausschließen. Der Manager kann sich ferner Services auf dem "Live"-Portal vorstellen, die ein CRM-System ergänzen, etwa für die Computer-Telefonie-Integration (CTI).

Im nächsten Jahr soll es Integrationskomponenten geben, die Kunden eine Ankopplung bestehender CRM-, ERP- und CTI-Lösungen an die Microsoft-Software gestatten. Allerdings ist hier noch nicht ausgemacht, ob der Konzern oder seine Partner solche Konnektoren zur Verfügung stellen werden. Hauptsächlich wünschen Anwender eine Integration in Nicht-Microsoft-Produkte. Nur in 20 Prozent der Fälle sind andere Business-Lösungen von Microsoft ("Navision", "Axapta") anzubinden.

Die in Navision und Axapta eingebetteten CRM-Funktionen soll es auch weiterhin geben. Längerfristig plant Microsoft, diese Module mit dem eigenständigen CRM-Produkt zu harmonisieren. (fn)