Vorwurf: Sun will die Kontrolle behalten

Microsoft wehrt sich gegen Java als öffentlichen ISO-Standard

16.05.1997

Wie der britische Branchendienst "Unigram X" erfahren hat, ist beim Normengremium ISO ein Brief von Brad Silverberg, Senior Vice-President bei Microsoft, an das ISO-Normengremium eingegangen, in dem steht, daß Microsoft "dagegen ist, daß die Software von Sun als Vorschlag für einen öffentlich zugänglichen Standard eingebracht wird". Der Topmanager begründet diese Haltung mit der Behauptung: "Sun möchte Eigentum und volle Kontrolle über die Java-Spezifikationen behalten, gleichzeitig aber in den Genuß der Vorteile eines ISO/IEC-Zertifikats für die proprietäre Technik kommen."

Um dem Einspruch Nachdruck zu verleihen, warnt Silverberg das zuständige ISO-Gremium JTC1 TAG vor einem gravierenden Glaubwürdigkeitsverlust, falls man den Sun-Vorschlag wie geplant im Juli dieses Jahres akzeptiert. Normalerweise erhalten die Ausschüsse ihre Vorschläge nämlich nicht von einzelnen Herstellern, sondern von Standardorganisationen wie X/Open, in denen die konkurrierenden Anbieter häufig einen Konsens erarbeiten, der dann als Vorschlag an die ISO weitergereicht wird.

Ernst genommen wird der Brief von Silverberg aber auch deshalb, weil Microsoft - wie auch Partner Intel - dem JTC1 TAG beigetreten ist, und somit das Recht auf Anhörung erworben hat.