Konfusion bei Messaging

Microsoft verschmilzt Exchange mit MCIS

02.05.1997

Von Anfang an war Kunden wie auch Microsoft-Offiziellen nicht ganz klar, wie die in Nachahmung von Netscapes "Suitespot"-Servern entwickelten Produkte im Verhältnis zu Exchange positioniert werden sollten. Die Produkte des Normandy-Projekts umfassen einen Mail-, News-, Chat-, Replikations- und Directory-Server. Sie decken damit großteils den Funktionsumfang von Exchange ab, das nur bei einzelnen Groupware-Funktionen die Nase vorn hat. Im Gegensatz zu letzterem basieren die Internet-Server aber weitgehend auf offenen Standards.

Bei der offiziellen Positionierung der beiden Messaging-Lösungen machte es sich Microsoft relativ einfach: Exchange wurde für den unternehmensinternen Gebrauch angepriesen, die MCIS-Produkte für Internet-Service-Provider. Diese grobe Einteilung hindert aber gerade größere Anwender nicht daran, trotzdem auf die Normandy-Server zurückzugreifen. Ein wesentlicher Grund dafür liegt in der beschränkten Skalierbarkeit von Exchange. So ist die Version 5.0 auf 16 GB Speicherkapazität beschränkt. Außerdem ist Exchange für seine störanfälligen Gateways berüchtigt, die es aufgrund seiner proprietären Technologie für die Kommunikation mit anderen Systemen benötigt, unter anderem auch mit Internet-Mail-Servern.

Das Speicherlimit will Microsoft kurzfristig durch ein sogenanntes "Scalability Band-Aid Release" beseitigen. Bei der für 1998 geplanten Fusion gibt es aber noch einige Unklarheiten. Schon bei der letzten großen Umstrukturierung von Microsoft wurden die Entwicklungs-Teams von Exchange sowie MCIS-Mail- und News-Server zusammengelegt. Der Produkt-Manager für Exchange, David Malcolm, bestätigte entsprechend auch, daß sein Produkt mit dem Mail- und News-Server verschmolzen werden soll. Beobachtern stellt sich nun allerdings die Frage, ob die verbleibenden MCIS-Server für Chat, Replikation und Verzeichnisdienste ebenfalls integriert werden sollen oder ob bei diesen Diensten bestehende Redundanzen in Microsofts Portfolio erhalten bleiben.